zondag, juli 31, 2005

Freud und die akademische Psychologie

Bernd Nitzschke
(
http://home.subnet.at/werkblatt/nitzschke/)
Freud und die akademische Psychologie
Einleitende Bemerkungen zu einer historischen Kontroverse


„Brücke und ich, wir haben uns verschworen, die Wahrheit geltend zu machen, daß im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind, als die gemeinen physikalisch-chemischen; daß, wo diese bislang nicht zur Erklärung ausreichen, mittels der physikalisch-mathematischen Methode entweder nach ihrer Art und Weise der Wirksamkeit im konkreten Fall gesucht werden muß,oder daß neue Kräfte angenommen werden müssen, welche, von gleicher Dignität mit den physikalisch-chemischen, der Materie inhärent, stets auf nur abstoßende oder anziehende Componenten zurückzuführen sind.“Du Bois-Reymond in einem Brief an Hallmann, 1842 (zit. n. Bernfeld 1944, 62f.)
1. Der historische Hintergrund der Beziehungen
zwischen akademischer Psychologie und Psychoanalyse
In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts war die sogenannte Helmholtz-Schule (Emil Du Bois-Reymond: 1818-1896; Ernst von Brücke: 1819-1892; Carl Ludwig: 1816-1895; Hermann von Helmholtz: 1821-1894) in der Physiologie wegweisend. Helmholtz war es (neben Robert Mayer) gelungen, den Energieerhaltungssatz für die Physik zu formulieren, ein Denkmodell, das in verwandter Form in der Psychophysik Fechners und in Freuds psychoenergetischer Theorie wiederkehrt. Freud hatte sechs Jahre, in der Zeit zwischen 1876 und 1882, im physiologischen Labor Ernst von Brückes, also unter einem führenden Repräsentanten der Helmholtz-Schule gearbeitet. In heutiger Terminologie gesprochen, war Freud damals so etwas wie eine studentische Hilfskraft.
Ein Jahr nach seiner Promotion (1881) verließ Freud das Labor Brückes, weil er sich verloben wollte (1882) und nicht damit rechnen konnte, eine Assistentenstelle zu erhalten, demnach keine Aussicht hatte, als Forscher an der Universität den für eine Familiengründung notwendigen Lebensunterhalt zu verdienen. Ab 1882 arbeitete Freud als Arzt im Krankenhaus. 1886, nach der Rückkehr von einem Studienaufenthalt bei Charcot in Paris, ließ er sich nieder. Nach einer Meldung der Wiener Medizinische Wochenschrift vom 1. 5. 1886 eröffnete Freud seine Praxis als „Dozent für Nervenkrankheiten. Er hatte sich zwischenzeitlich im Fach Neuropathologie habilitiert.
Die Assistentenstellen bei Brücke hatten zwei enge Freunde Freuds inne: Josef Paneth und Ernst Fleischl von Marxow. Beide starben kurz hintereinander (Paneth 1890; Fleischl 1891) im mittleren Alter. Die Karriere, die Freud für sich erträumt hatte, blieb einem anderen vorbehalten: Sigmund Exner. Er wurde Brückes Assistent und später dessen Nachfolger.[1] So, wie die Umstände nun einmal lagen, wurde Freud zum Praktiker und Therapeuten, der seine Forschungsinteressen mehr oder weniger neben seiner Berufsarbeit als „Privatgelehrter“ verfolgen musste, wofür er nicht das Labor, sondern das Feld der Praxis zur Verfügung hatte. Während Freud in den folgenden Jahrzehnten die Theorie entwickelte, die unter dem Namen „Psychoanalyse“ weltbekannt werden sollte, wurde Exner Nachfolger Brückes und als solcher dann auch Mitherausgeber der 1890 von Ebbinghaus gegründeten Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Es war gewissermaßen ein Zufall der Geschichte (nämlich eine Folge des Amtes, das Exner und nicht Freud inne hatte), dass nun Exner und nicht Freud Mitherausgeber dieser bedeutenden Fachzeitschrift der akademischen Psychologie geworden war.[2]
Der Einfluß der Helmholtz-Schule auf Freuds Denken - insbesondere auf Freuds Metapsychologie (vgl. Bernfeld 1944) - wurde durch den Einfluß ergänzt, den die Arbeiten Fechners hatten, die in den wissenschaftlichen Kreisen, zu denen Freud gehörte, bekannt und geschätzt waren. Insbesondere Freuds väterlicher Mentor, der Physiologe Josef Breuer (vgl. Hirschmüller 1978), kannte Fechners Theorien. Und Exner gab nach Paneths Tod dessen letzte Arbeit heraus, in der, von Fechners Psychophysik beeinflußt, der zeitliche Verlauf von Gedächtnisvorstellungen dargestellt wurde (Paneths 1890). Die beiden Männer, Helmholtz und Fechner, die an der Wiege der akademischen Psychologie standen, hatten also auch auf Freuds Denken Einfluß. Die Eigenart der Psychoanalyse, in der sich naturwissenschaftliche und philosophische Traditionslinien überschneiden, kennzeichnet wiederum das Werk Fechners. Man erinnere sich etwa daran, daß Fechners Bestimmungen der (Reiz-)„Schwelle“ (Psychophysik) dazu dienen sollten, Fechners Philosophie (Metaphysik) zu untermauern. Wundt sprach deshalb Fechner rückblickend als Vollender der romantischen Naturphilosophie an.
Ob nun durch Fechner beeinflußt oder nicht - auch Freuds Psychoanalyse übernimmt einen Teil des Erbes der Romantik. Sie knüpft an die Philosophien des Unbewußten an, die im 19. Jahrhundert vor allem mit den Namen Schopenhauer und von Hartmann verbunden sind. Über Eduard von Hartmanns „Die Philosophie des Unbewussten“ (1869) hatte wiederum Ebbinghaus promoviert, während Fechner eine eigene Theorie des Unbewußten vertrat. Die unterschiedlichen Traditionslinien, die zur Psychoanalyse führten, sind in jener Zeit also mehrfach und eng miteinander verschlungen, wobei sie in der Person Freuds eine eigentümliche Ausgestaltung gewinnen: Der Umgang mit psychisch Kranken verbindet sich bei ihm mit naturwissenschaftlichem Denken, mit den Philosophien des Unbewussten, dem Hypnotismus Charcots und Bernheims. Hinzu kommen Freuds Rauschdrogenerfahrungen (Kokain) und seine Selbstanalyse, die zur Traumdeutung führt, aus der die Psychoanalyse im engeren Sinn hervorgegangen ist.
Schließlich hatten Wundt, der Begründer der akademischen Psychologie, und Freud, der Schöpfer der Psychoanalyse, dieselbe Denk-Schule durchlaufen: Wundt war mehrere Jahre Assistent bei Helmholtz in Heidelberg, bei einem Forscher, dessen engster Freund, Ernst von Brücke, Freuds Lehrer war. Beide Richtungen - die akademische Psychologie und die Psychoanalyse, deren historisches Verhältnis der vorliegende Band (Nitzschke, B. [Hg.]: Freud und die akademische Psychologie, 1989) näher zu bestimmen sucht - sind zunächst in enger Nachbarschaft angesiedelt. Da Freud jedoch nicht im Labor arbeiten konnte und deshalb auf das Experiment verzichten mußte, entwickelte er in der ärztlichen Praxis eine eigene Beobachtungs- und Forschungsstrategie, die ihn schrittweise von der naturwissenschaftlichen Psychologie entfernte. Dennoch hielt Freud bis ans Ende seines Lebens an der Überzeugung fest, die Psychoanalyse ließe sich mit der naturwissenschaftlichen Traditionslinie vereinbaren. Möglicherweise ist diese Überzeugung dem Einfluß eines anderen Lehrers Freuds zuzuschreiben: Franz von Brentano, bei dem Freud ursprünglich vorhatte, „das Doktorat in Philosophie aufgrund von Philosophie und Zoologie zu erwerben“ (Freud 1989, 109). Brentano sah zwischen Philosophie und naturwissenschaftlicher Methode jedenfalls keinen unüberbrückbaren Gegensatz. Da Freud das Experiment in sein Methodenarsenal aber nicht aufnehmen konnte, kam es schon frühzeitig zu Einwänden akademischer Psychologen gegen die Psychoanalyse. So wollte Wundt die Psychoanalyse deshalb nicht als Wissenschaft gelten lassen, weil sie sich dem experimentellen Paradigma nicht unterwarf (vgl. Elliger 1986, 85ff.).[3]
Halten wir fest: Freuds psychoenergetisches (libidotheoretisches) System ist durch Auffassungen, die Helmholtz vertrat (vgl. Hilgard 1957, 77), aber auch durch Fechners Ansichten mitbestimmt. Alexander spricht vom „Fechner-Freudschen Stabilitätsprinzip“ und bezeichnet dieses Prinzip als das „produktivste Konzept der Psychoanalyse“ (1940, 322). Davon seien die homöostatischen Aussagen über den psychischen Apparat abzuleiten, die eine weitreichende Bedeutung für einzelne psychoanalytische Annahmen besitzen. So dient die vom Ich ausgehende Abwehr der Aufrechterhaltung der Homöostase (beziehungsweise der Wiederherstellung des psychoenergetischen Gleichgewichts). Und mit dem Stichwort „Lustprinzip“ ist ein Regulationsprinzip bezeichnet, dem ebenfalls Annahmen über Stabilität zugrunde liegen. Schließlich knüpft Alexander (1956) selbst an den Fechner-Freudschen Überlegungen zur Stabilität an.[4]
Wenn sich die Wege Wundts (der akademischen Psychologie) und Freuds (der Psychoanalyse) auch frühzeitig trennten, so gab es anfangs doch noch einen gemeinsamen Schnittpunkt: Am Beginn der Psychoanalyse steht die Methode der freien Assoziation, die mit der Methode der Deutung der freien Einfälle verbunden ist. Wundt war nun aber auch mit Assoziationsexperimenten bekannt geworden. Auch einer der Lehrer Freuds in Wien hatte über den Assoziationsverlauf publiziert (Stricker 1883). Rosenzweig (1985) meint, Wundt und Freud hätten Galton (1883) als gemeinsamen Ausgangspunkt. Die Übernahme der experimentalpsychologischen Methode Wundts in der Psychiatrie war schließlich ein besonderes Anliegen Kraepelins, der Wundt von Leipzig her kannte (Steinberg 2001). Wundts Assoziationsexperimente wurden dann sowohl in Zürich wie in Prag aufgegriffen. In Zürich experimentierte C. G. Jung unter Anleitung von Bleuler mit psychisch Kranken, denen Reizworte zugerufen wurden. Die Reaktionszeiten, die zwischen dem Reizwort und dem assoziierten Wort (dem freien Einfall) lagen, wurden gemessen. So wurde vom Manifest-Beobachtbaren (den Reaktionszeiten und Inhalten der assoziierten Worte) auf das Latent-Unbeobachtbare ( „Komplexe“) geschlossen. In Prag wurden ähnliche Experimente von Wertheimer und Klein (1904) unter Leitung des Kriminologen Hans Gross[5] zum Zwecke der „Tatbestandsdiagnostik“ durchgeführt.[6]
In einer Arbeit, die Freud 1906 in der von Hans Gross herausgegebenen Zeitschrift Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik publizierte, wurden schließlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Tatbestandsdiagnostik und Psychoanalyse diskutiert. Im selben Jahr nahm C. G. Jung Kontakt zu Freud auf. Er sandte ihm den ersten Band der „Diagnostischen Assoziationsstudien“ (Jung 1906), dem später ein zweiter Band (Jung 1909) folgen sollte. In Freuds Arbeit von 1906 werden sowohl die Experimente von Wertheimer und Klein wie die Assoziationsstudien von Jung erwähnt, auf die Freud vergleichsweise ausführlicher eingeht. Er hebt dabei ausdrücklich die Bedeutung des „von der Wundtschen Schule in die Psychologie eingeführten Assoziationsversuchs“ hervor (Freud 1906, 4). Und auch in späteren Schriften kommt Freud auf Jungs Assoziationsstudien zurück, in denen er eine „erste Brücke (...) von der Experimentalpsychologie zur Psychoanalyse“ erkannt hatte (Freud 1916/17, 107; ähnlich: 1914, 67). Während nun aber in Prag und Zürich die Methode der freien Assoziation experimentell angewandt wird, greift Freud diese Methode im übertragenen Sinn auf: Er führt in der psychoanalytischen Behandlungssituation ein Quasi-Experiment durch.
Dabei werden die Assoziationen des Analysanden in dem durch das Setting vorgegebenen Rahmen registriert und interpretiert, wobei jede Assoziation (jeder freie Einfall des Analysanden) zu einem neuen „Reiz“ und damit zum Ausgangspunkt einer neuen Reaktion (des nächsten freien Einfalls) werden kann. Aber auch die Interpretationen des Analytikers werden zu „Reizen“, auf die der Analysand mit neuen Einfällen oder mit Schweigen („Widerstand“) reagieren kann. Der potentiell unbegrenzte Assoziationsverlauf erfolgt demnach in der psychoanalytischen Situation in einem durch die Person des Analysanden wie durch die Person des Analytikers begrenzten Feld. So soll aus der gegenwärtigen Beziehungs-Geschichte zwischen Analysand und Analytiker, die wesentlich aufgrund der durch den Analytiker interpretierten Assoziationen des Analysanden entsteht, die vergangene Lebens-Geschichte des Analysanden re-konstruiert werden.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es aber auch einige Ansätze, mit deren Hilfe die psychoanalytische Methode experiment-ähnlichen Bedingungen angeglichen werden sollte. Das gilt etwa für die von Silberer (1912) durchgeführten „Lekanomantischen Versuche“.[7] Ellenberger (1965) nimmt an, daß diese Versuche ein Ausgangspunkt für das von Hermann Rorschach (1921) entwickelten Formdeuteverfahren gewesen sein könnten. Rorschach, der als Psychiater 1912/13 mit psychoanalytischen Behandlungen begann, publizierte - wie Silberer -im Zentralblatt für Psychoanalyse und Psychotherapie, z. B. eine Arbeit, in der die Zeichnung eines Schizophrenen gedeutet wurde (Rorschach 1914). Man könnte das Rorschach-Testverfahren schließlich auch als eine Weiterentwicklung der Wundt-Jungschen Assoziationsversuche begreifen. Denn auch beim Rorschachtest werden Reaktionen (Assoziationen) auf diffuse Reize (Tintenkleckse) gemessen und gedeutet (d. h. auf Latent-Unbewußtes bezogen). Rorschach war von 1919 bis 1922 Vizepräsident der „Schweizer Psychoanalytischen Gesellschaft“. Vielleicht waren die Einwände William Sterns, die er auf dem Marburger Kongreß für Psychologie 1921 gegen das Rorschach-Verfahren vortrug, durch diesen Umstand (mit-)bestimmt? Sterns Kritik beeinflußte die Aufnahme des Rorschachtests in der akademischen Psychologie zunächst jedenfalls negativ. Später konnte sich das Rorschach-Verfahren dann aber in der akademischen (Test-)Psychologie durchsetzen. Binswanger (1923) veröffentlichte schon kurz nach Rorschachs Tod (1922) eine Arbeit, in der er das Rorschach-Verfahren als Beispiel für Verbindungslinien zwischen der Psychoanalyse und der akademischen Psychologie anführte. Entsprechend würdigte Pfister die Bedeutung Rorschachs für die Psychoanalyse (Freud & Pfister 1963, 87ff.).[8]
Was hier über den Zusammenhang zwischen Psychoanalyse, Assoziationsexperimenten und Rorschach-Test angedeutet wurde, gilt auch für andere projektive Tests, die in der akademischen Psychologie angewandt wurden. So berichtet Murray (1940), auf den der Thematische Apperzeptionstest (TAT) zurückgeht, daß er neben C. G. Jung auch Freud persönlich kannte. Über Murrays Besuch bei Freud im Jahre 1937 erfährt man in der Freud-Biographie von Jones allerdings nichts. Murray gehörte in den 1930er Jahren zu einer Forschergruppe in den USA, die sich darum bemühte, zwischen der akademischen Psychologie und der Psychoanalyse Brücken zu schlagen.[9] Zu dieser Gruppe gehörte auch Saul Rosenzweig, auf den der Picture Frustration Test zurückgeht. Rosenzweig war zeitlebens darum bemüht, psychoanalytische Hypothesen experimentell zu überprüfen (Rosenzweig 1938, 1992; allgemein s. Sears 1943; Kline 1972; Fisher & Greenberg 1977). Rosenzweig sandte Freud zwei Arbeiten (Rosenzweig 1933; Rosenzweig & Mason 1934). Er erhielt eine kurze Antwort, aus der Freuds Einstellung Mitte der 1930er Jahre gegenüber der experimentellen Psychologie deutlich wird. Freud schrieb damals, eine experimentelle Überprüfung psychoanalytischer Aussagen könne „nicht schaden“, sie sei aber auch nicht erforderlich, da die psychoanalytischen Theorien auf einer Fülle von Beobachtungen an Patienten beruhten, deren Objektivität nicht infrage stehen könne (Faksimile in: Rosenzweig 1985). 1937 lud Rosenzweig Freud ein, Mitherausgeber einer neu zu gründenden Fachzeitschrift für experimentelle Psychopathologie zu werden. Freud lehnte auch dieses Angebot ab, da er der Auffassung war, neben der Psychoanalyse sei keine experimentelle Psychopathologie erforderlich.
Freuds negative Einstellung zur experimentellen Überprüfung psychoanalytischer Aussagen erklärte Rosenzweig (1985) später so: Freud habe nach der Trennung von Jung mit dessen Assoziationsstudien auch dessen Brückenschlag zur experimentellen Psychologie verworfen. Ich teile diese Interpretation nicht. Freuds Einstellung gegenüber dem Experiment und der akademischen Psychologie - bzw. der „Experimentalpsychologie“ (Freud 1986, 144), die er in einem Brief an Fließ vom 23. 9. 1895 als Bezugspunkt der Psychoanalyse nennt - ist komplexer. Freuds Standpunkt ist dabei vor dem Hintergrund seines wissenschaftlichen Selbstverständnisses zu erörtern. Freud schreibt, ursprünglich sei der Terminus „Psychoanalyse“ die Bezeichnung für ein ärztliches (Diagnose-und-Therapie-)Verfahren gewesen. Diesem Verfahren entspricht eine Untersuchungsmethode, die sich durch den Gegenstand des Verfahrens konstituiert (zu dem, wie bereits angedeutet, auch das affektive Wechselspiel zwischen Analysand und Analytiker gehört). Freud bezeichnet den Gegenstandsbereich der Psychoanalyse als das „Unbewußt-Seelische“. Damit ist die Psychoanalyse im erweiterten Sinn nicht mehr als Teilbereich der Medizin zu bezeichnen, vielmehr als „Ergänzung“ der Psychologie zu verstehen (Freud 1925, 96). Entsprechend heißt es bei Freud weiter, „die Psychoanalyse“ sei „kein Spezialfach der Medizin (...). Die Psychoanalyse ist ein Stück Psychologie, auch nicht medizinische Psychologie im alten Sinne oder Psychologie der krankhaften Vorgänge, sondern Psychologie schlechtweg, gewiß nicht das Ganze der Psychologie, sondern ihr Unterbau, vielleicht überhaupt ihr Fundament“ (1926, 289). Später präzisiert Freud diese Aussage wie folgt: Die Psychoanalyse sei eine „Spezialwissenschaft“ - und als solche sei sie ein „Zweig der Psychologie“. Mit Bezug zum Gegenstandsbereich wie zur Methode, die ihm angemessen ist, wird die Psychoanalyse deshalb jetzt als „Tiefenpsychologie oder Psychologie des Unbewußten“ vorgestellt (Freud 1933, 170f.).
Freuds Zurückweisung, die Psychoanalyse sie als Teilgebiet der Medizin zu verstehen, wird nun allerdings nicht mit der Forderung verbunden, sie sei dem Paradigma der experimentellen Psychologie zu unterwerfen. Freud spricht sich zwar niemals grundsätzlich gegen dieses Paradigma aus, er betont jedoch stets den Unterschied zwischen der psychoanalytischen Erkenntnisstrategie und der Perspektive der akademischen (experimentellen) Psychologie. An diesem Unterschied hält er fest. Er bezeichnet die Psychoanalyse als „Spezialwissenschaft“, die ihren Gegenstand verlieren müßte, würde sie sich dem experimentellen Paradigma unterwerfen. Hält sie hingegen an ihrer eigenständigen (nämlich ihrem Gegenstand angemessenen) Untersuchungsmethode fest, kann sie als „Ergänzung“ der akademischen Psychologie dienen, möglicherweise gar zu deren „Fundament“ gemacht werden. Die Tatsache, daß Freud die experimentelle Methode nicht grundsätzlich ablehnte, sie aber auch nicht als Ersatz der psychoanalytischen Methode verstanden wissen wollte, korrespondiert mit der durchweg positiven Einschätzung der Jungschen Assoziationsexperimente, die Freud - anders als Rosenzweig behauptet – auch dann noch beibehielt, nachdem er sich von Jung getrennt hatte.
Freud meinte, die Psychoanalyse habe den „Primat im Seelenleben für die Affektvorgänge“ (1913, 402) erkannt. Nimmt man diese Aussage Freuds zum Ausgangspunkt einer näheren Bestimmung, so ließe sich sagen: Die Psychoanalyse beschäftigt sich als „Spezialwissenschaft“ mit den Derivaten intrapsychischer und interpersoneller „Affektvorgänge“. Sie generiert ihre „Daten“ durch Beobachtung von Körperwahrnehmungen, freien Einfällen und Phantasien, deren unbewußte Bedeutung durch bewußte Deutung (re-)konstruiert wird. Der Gegenstandsbereich der Psychoanalyse wäre demnach in einem Zwischenbereich angesiedelt, der durch zwei Ankerpunkte (Körper und soziale Handlungs-Realität) begrenzt wird, wobei sich körperliche und soziale Realitäten in diesem affektiv-phantastischen Zwischenbereich überschneiden. Freuds Begriff der „psychischen Realität“ (vgl. Nitzschke 1978) wäre dementsprechend zu verstehen: „Psychische Realität“ ist Erleben unter Einschluß seiner unbewußten Dimensionen.
Erleben kann zwar auch experimentell erzeugt und abstrakt erklärt, mit Hilfe des Experiments in seiner subjektiven Bedeutung jedoch nicht hinreichend verstanden werden. Abstrakte Erklärungen für Erleben gibt es freilich auch in der Psychoanalyse. Sie wurzeln in der Metapsychologie und Libidotheorie, in Konstrukten und Modellvorstellungen, die aus der Physiologie und Psychologie herrühren. Im Verlauf des psychoanalytischen Prozesses wird das Erleben des Beobachtungsobjekts (des Analysanden) allerdings nicht abstrakt, vielmehr mit Hilfe der affektiven Resonanz des Beobachters (des Analytikers) aufgefaßt. Die psychische Realität des Analysanden wird so als ein von der affektiven Resonanz des Beobachters (der Gegenübertragung des Analytikers) abhängiges Ereignis erkennbar. Aus diesem Grund wird die Gegenübertragung - d. h. der Selbst-Erkenntnisprozeß des Analytikers - systematisch in den Beobachtungsprozß einbezogen. Auf diese Weise wird die Subjektivität des Beobachters, die das klassische experimentelle Paradigma auszuschließen oder wenigstens als Fehlerquelle zu erfassen sucht, zum eigenständigen Erkenntnismittel. Diese Auffassung hat sich in der Psychoanalyse allerdings auch erst allmählich durchgesetzt. Denn Freud hatte sich - in Anlehnung an das Ideal des objektiven Beobachters - anfangs sehr darum bemüht, die Subjektivität des Psychoanalytikers auszuschalten, bzw. hinter eine Spiegelplatte zu verbannen.
Um das Problem von Erkenntnisgegenstand und Erkenntnisstrategie der Freudschen Psychoanalyse weiter zu verdeutlichen, gehe ich auf den Traum als paradigmatischen Gegenstand der Psychoanalyse näher ein. Freud meinte, er sei „in einen Gegensatz zur offiziellen Wissenschaft“ (1913, 395) geraten, nachdem er versucht habe, den Traum wieder in einen sinnvollen Zusammenhang mit dem Wachbewußtsein zu bringen. Diese Feststellung verweist auf den Widerspruch der Psychoanalyse zur Bewußtseinsphilosophie und Bewusstseinspsychologie: Beginnend mit Descartes war das abendländische Denken darum bemüht, das Traumbewußtsein als Gegensatz des Wachbewußtseins erscheinen zu lassen und die Vernunft an das Wachbewußtsein zu binden. Das auf diese Weise konstituierte Andere der Vernunft (zu dem der Traum gehört) konnte so zu einem von der Vernunft scheinbar abgetrennten Erkenntnisgegenstand der Vernunft werden (vgl. Nitzschke 1985, 1988 c). Wenn sich nun aber Freud dem Anderen der Vernunft (etwa in Gestalt des Traumes) wieder annähert, dann setzt er diese Konstruktion aufs Spiel. Das heißt: Freuds Methode des erlebten Beobachtens setzt den (reversiblen) Verzicht voraus, „vernünftig“ zu denken. Der partielle und kontrollierte Verzicht auf jene Organisation des Denkens, die im Sinne der Wachvernunft als „vernünftig“ gilt, soll eine „kindliche“ Form des Denkens (Phantasierens) rehabilitieren, die dem gewohnten Denken des „Erwachsenen“ (dem bewußt-gelenkten, ziel- und zweckorientierten Denken) widerspricht. Die phantastischen Inhalte dieser „anderen“ Denkform werden unmittelbar erlebt und später, nach Wiedereinsetzen des „vernünftigen“ Denkens, interpretiert.
Dieser Prozeß der kontrollierten Regression, der (vorübergehend) zur partiellen Ersetzung des sekundärprozeßhaften durch das primärprozeßhafte Denken führt, ermöglicht eine andersgeartete Wahrnehmung der eigenen und der fremden Affektivität. Soweit sich der Psychoanalytiker selbst auf eine derartige (vorübergehende) Veränderungen seiner Wahrnehmungs- und Denkmöglichkeiten einläßt, kann er Phänomene anders aufnehmen und verstehen, die - von außen betrachtet – unverständlich, fremd und absonderlich anmuten. Freuds besonderes Erkenntnisinteresse bezieht sich also auf Gegenstände, die „wir im Wachdenken überhaupt nicht“ erkennen können „oder nur als Grundlage sogenannter Denkfehler“ anerkennen wollen (Freud 1913, 397). Verwendet man die Freudsche Methode in diesem, also in einem dem Traumerleben entsprechenden Sinn, kann man das Erleben anders verstehen, das den neurotischen und psychotischen Prozessen zugrunde liegt (Freud faßte den Traum bekanntlich als Normalvorbild der Psychose auf).
In diesem Kontext ist dann auch Freuds Aussage zu verstehen, „daß das psychoanalytische Studium der Träume den ersten Einblick in eine bisher nicht geahnte Tiefenpsychologie eröffnet“. Freud setzt dabei voraus, „daß in dem System der unbewußten Seelentätigkeit Prozesse von ganz anderer Art ablaufen als im Bewußtsein wahrgenommen werden“. Und er folgert: „Es werden grundstürzende Abänderungen der Normalpsychologie erforderlich sein, um sie in Einklang mit diesen neuen Einsichten zu bringen“(1913, 397f.). Der Versuch eines „Einklangs“ von oder eines Brückenschlag zwischen der Psychoanalyse und der akademischen Psychologie setzt allerdings die Anerkennung der Differenz beider Disziplinen (ihrer Beobachtungsgegenstände und Beobachtungsmethoden) voraus. Dabei ist keine der beiden Disziplinen der jeweils anderen überlegen. Und keine ist durch die andere zu ersetzen. Obgleich Freud an der grundsätzlichen Differenz also festhält, versucht er doch „Einklang“ zu erreichen. Schließlich stellt er selbst eine Analogie zwischen seiner Methode und dem Experiment her: „Wir haben die technischen Mittel gefunden, um die Lücken unserer Bewußtseinsphänomene auszufüllen, deren wir uns so bedienen wie die Physiker des Experiments. Wir erschließen auf diesem Wege eine Anzahl von Vorgängen, die an und für sich ,unerkennbar’ sind, schalten sie in die uns bewußten ein (...). Mit welchem Recht und mit welchem Grad von Sicherheit wir solche Schlüsse und Interpolationen vornehmen, das bleibt natürlich in jedem Einzelfall der Kritik unterworfen (...)“ (Freud 1940, 127).[10]


2. Weitere Bemerkungen zum Verhältnis
von akademischer Psychologie und Psychoanalyse
Für Freud war (und blieb) das Unbewußte der Gegenstand der Psychoanalyse, durch den die psychoanalytische (Beobachtungs-)Methode definiert wurde. Mit dieser Bestimmung war Freud auf der Höhe seiner Zeit - und in Übereinstimmung mit (einem Teil) der damaligen akademischen Psychologie. So hielt Lipps 1896 beim 3. Internationalen Kongreß für Psychologie in München - den Freud, wie aus einem Brief an Fließ vom 6. 2. 1896 hervorgeht, besuchen wollte (Freud 1986, 178)[11] - ein Referat, in dem er die Frage nach dem Unbewußten nicht nur als eine, sondern als die Frage der Psychologie bezeichnete. Entsprechende Äußerungen von Lipps (1897) zitiert Freud in der „Traumdeutung“ (1900, 616) sinngemäß. Lipps hatte in seinem Referat zwischen dem „subjektiven Ich“, das er an das aktive Wollen und an das Bewußtsein anband, und dem „realen Ich“ unterschieden, das er als unbewußt determinierend in einer Wortwahl beschrieb, die deutlich an die oben zitierten Formulierungen Freuds erinnert. Bei Lipps heißt es: „Das reale Ich ist das an sich unbekannte Etwas, das wir dem unmittelbar erlebten Ich, und allen Objekten des Bewußtseins (...) denkend zu Grunde legen (...). [Es ist] ein an sich Unbekanntes, darum doch nicht Unbeschreibbares. Es ist für uns bestimmbar durch seine Bewußtseinswirkungen“ (1897, 153f.). Und weiter: „Die gemeinte Tatsache ist die, daß jedes gegenwärtige psychische Geschehen mehr oder weniger bedingt zu sein pflegt durch vergangene Bewußtseinserlebnisse, und daß dies der Fall sein kann, ohne daß doch diese ehemaligen Bewußtseinserlebnisse im gegenwärtigen Augenblick für mein Bewußtsein zu bestehen brauchen“ (1897, 155).
Wenngleich anders als Wundt so hat sich doch auch Lipps mit dem Assoziationsverlauf beschäftigt, der - wie erwähnt - am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein wichtiger Berührungspunkt zwischen der akademischen Psychologie und der Psychoanalyse war. Es gab deshalb auch immer wieder Versuche, beide Richtungen miteinander ins Gespräch zu bringen. Einen solchen Versuch unternahm beispielsweise Stanley Hall, der am 5. 12. 1908 Wundt und Freud einlud, an der 20. Gründungsfeier der Clark University in die USA teilzunehmen. Hall hatte bei Wundt in Leipzig studiert und war, vermittelt durch einen anderen Lehrer (William James) auch schon frühzeitig mit den Arbeiten von Charcot, Janet, Breuer und Freud bekannt geworden. Hätte Wundt Halls Einladung angenommen - anstatt abzusagen, weil die 500-Jahr-Feier der Leipziger Universität bevorstand, an der er unbedingt teilnehmen wollte -, dann wäre es auf amerikanischem Boden zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen Wundt und Freud gekommen, den Stammvätern der akademischen Psychologie und der Psychoanalyse.
Rosenzweig (1985, 19), der den zwischen Hall und Wundt geführten Briefwechsel dokumentiert hat, meint, Halls Einladung sei ein Versuch gewesen, zwischen beiden Disziplinen eine Brücke zu schlagen. Halls Einladung hatte immerhin zur Folge, daß Freud in den USA eine erste Zusammenschau der Psychoanalyse vortragen konnte, die alsbald in einem renommierten Fachblatt der akademischen Psychologie (dem American Journal of Psychology) veröffentlicht wurde (Freud 1910).[12] Und sicherlich ist es auch ein (Mit-)Verdienst Stanley Halls, wenn die Psychoanalyse in den USA in den folgenden Jahrzehnten in der akademischen Psychologie weit freundlicher aufgenommen worden ist als im deutschsprachigen Raum.[13] Daß sich die Tradition des begrenzten Dialogs zwischen Psychoanalyse und akademischer Psychologie in den USA fortsetzen ließ, liegt aber auch daran, daß eine große Anzahl deutschsprachiger Psychoanalytiker und Psychologen in den 1930er Jahren in die USA emigrierte, um dem nationalsozialistischen Terror zu entkommen. Kurt Lewin, einer der wenigen bedeutenden akademischen Psychologen in Deutschland, die Freud stets aufgeschlossen gegenüberstanden, behielt diese positive Einstellung in den USA bei.[14]
Ohne auf Einzelheiten des Verhältnisses zwischen Psychoanalyse und akademischer Psychologie in den USA näher eingehen zu können - ein Thema, das der vorliegende Band (Bernd Nitzschke [Hg.]: Freud und die akademische Psychologie. Beiträge zu einer historischen Kontroverse. München [Psychologie Verlags Union] 1989) wegen der Fülle des zu verwertenden Materials (vgl. etwa Dollard & Miller 1950; Shakow & Rapaport 1964) aussparen muß -, seien doch wenigstens einige Hinweise gegeben: Die Arbeiten der Gruppe um Murray und Rosenzweig wurden bereits genannt. Hilgard (1957) führt weiter aus, daß die amerikanische Psychologie durch die Psychoanalyse vielfältig befruchtet worden sei. Als Beispiel nennt er etwa die experimentellen Untersuchungen zur Wahrnehmungsabwehr. Solche Anregungen und Übernahmen seien jedoch selten expliziert worden, während Ablehnung und Einwände stets deutlich und häufig (gegen Freud) personalisiert vorgetragen wurden.
Als weiteres Beispiel für die Dialogbereitschaft der amerikanischen akademischen Psychologie sei schließlich noch die Tatsache erwähnt, daß nach Freuds Tod (1939) das Journal for Abnormal and Social Psychology einen großen Teil des Jahresbandes 1940 der Würdigung der Leistungen Freuds bzw. dem Verhältnis von Psychoanalyse und experimenteller Psychologie gewidmet hat. Dabei sind die Beiträge der Experimentalpsychologen Boring (1940) und Murray (1940), die jeweils eine eigene psychoanalytische Lehrerfahrung besaßen (Boring bei Hanns Sachs, Murray bei Franz Alexander) schon deshalb interessant, weil auch deren Lehranalytiker antworten konnten (Sachs 1940, Alexander 1940). Einen optimistischen Ausblick formulierte Brown (1940). Er meinte damals, die psychoanalytische Grundausbildung werde in den USA dereinst zum Psychologiestudium gehören. Damit wäre die Psychoanalyse dann an den Universitäten verankert und privatrechtliche psychoanalytische Ausbildungsinstitute nicht mehr notwendig. Diese optimistische Sicht hat sich nicht bestätigt.
Für Deutschland gilt: Die Psychoanalyse ist an den Psychologischen Instituten - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nicht (mehr) vertreten. Institutionalisiert ist sie (vorerst noch) im Bereich Psychotherapie/Psychosomatik innerhalb der Medizinischen Fakultäten. Diese Einengung der Psychoanalyse auf den klinischen Bereich ist unter dem Stichwort „Medizinalisierung der Psychoanalyse“ von einem Teil der Psychoanalytiker kritisiert worden. Die Entwicklung verlief also konträr zur Erwartung Freuds, der gehofft hatte, die Psychoanalyse werde eines Tages als Teilgebiet der (akademischen) Psychologie anerkannt werden. Immerhin sind in Deutschland derzeit (1985!) knapp die Hälfte der voll ausgebildeten Psychoanalytiker ihrer universitären Grundausbildung nach akademische Psychologen (ca. 1500). Vor Einführung des Psychotherapeutengesetzes - das 1999 die Anerkennung Psychologischer Psychotherapeuten als Angehörige eines eigenständigen Heilberufs mit sich brachte - unterlagen Psychoanalytiker, die ihrer Grundausbildung nach akademische Psychologen und deshalb „Laienanalytiker“ (sprich: Nicht-Medinziner) waren, dem so genannten „Delegationsverfahren“. Das hieß: Wollten sie eine psychoanalytische Behandlungen mit einer gesetzlichen Krankenkassen abrechnen, mußten sie diese Behandlungen durch einen „delegierenden“ Arzt kontrollieren lassen. Diese Vorschrift eröffnete (zumindest theoretisch) die groteske Möglichkeit, daß ein Lehranalytiker, der im Grundberuf akademischer Psychologe war, an einem von der Kassenärztlichen Vereinigung anerkannten Institut einen Mediziner zum Psychoanalytiker ausbilden (und dessen Behandlungsfälle supervidieren) konnte, der seinerseits die Kassenbehandlungen des Lehranalytikers kontrollieren („delegieren“) konnte, vorausgesetzt, der Ausbildungskandidat hatte den von der Ärztekammer verliehenen Zusatztitel „Psychotherapie“ erworben.
Freud, der zeitlebens für die Gleichberechtigung von ärztlichen Analytikern und „Laienanalytikern“ eintrat, wobei er neben Psychologen auch andere „Laien“ (etwa Soziologen oder Theologen) als geeignet ansah, den Psychoanalytiker-Beruf auszuüben, sah sich deshalb (vor allem in den USA) heftiger Kritik seitens ärztlicher Psychoanalytiker ausgesetzt. Groteskerweise gelang in Deutschland ein erster Schritt zur Integration der Psychologen in die psychotherapeutische Versorgung eben zu jener Zeit, in der die Psychoanalyse nur eingeschränkt akzeptiert war: unter der Herrschaft des Nationalsozialismus. Die in Deutschland verbliebenen „arischen“ Psychoanalytiker waren damals maßgeblich an der Einführung der Berufsbezeichnung „Behandelnder Psychologe“ beteiligt (Geuter 1984, 241). Der Widerstand gegen diese Neuerung - wie gegen die (erstmalige) Einführung der Diplom-Prüfungsordnung für Psychologen - ging auch damals von medizinischen Standesvertretern aus.[15]
Andererseits ist die Psychoanalyse trotz Freuds Eintreten für „Laien“ (=Nicht-Mediziner) immer wieder von deutschen akademischen Psychologen heftig attackiert worden (vgl. Brodthage & Hoffmann 1981; Elliger 1986). Kurt Lewin ist eine Ausnahme. Und William Stern, der die Psychoanalyse kritisierte, sie in Teilbereichen aber auch anerkannte, ist insofern auch eine Ausnahme, als er mit Freuds Schriften gründlich vertraut war.[16] Sieht man von anderen Kritikern ab, deren Einwände auf ungenügender Rezeption und polemischer Voreingenommenheit beruhten, wäre noch einmal an die Situation zu erinnern, in der sich die Psychoanalyse Anfang des 20. Jahrhunderts befand: Die Psychoanalyse war damals die Privatangelegenheit eines kleinen Kreises von Männern und Frauen, die sich ab 1902 in Wien um Freud und etwas später in Zürich um Bleuler und Jung scharten. Noch der 2. Internationale Psychoanalytische Kongreß, der 1910 in Nürnberg stattfand, wurde als „privates Treffen“ annonciert. Zwar hatte Freud schon erste internationale Beachtung gefunden (wie Stanley Halls Einladung zeigt), und der Kreis der Psychoanalytiker sollte sich zwischen 1910 und 1920 noch erweitern, doch gleichzeitig prägten Auseinandersetzungen und Abspaltungen, die zur Gründung eigener Schulen (Adler, Stekel, Jung) führten, das Bild der Psychoanalyse in der Öffentlichkeit. Die Auseinandersetzungen wurden dabei oft nicht im wissenschaftlichen Diskurs ausgefochten, sondern durch persönliche Angriffe ausagiert und erledigt. Freud und die mit ihm verbundenen Analytiker reagierten schließlich administrativ. Es kam zur Gründung des „Geheimen Komitees“, das sich als Zensur-Instanz profilierte. Jones spricht doppeldeutig von einer „für Freud“ bestimmten „Leibwache“ (1957, dt. 1962, Bd. 3, 221). Die 1920er Jahre bringen dann einen ersten Ansatz institutionalisierter psychoanalytischer Ausbildung (die obligatorische Lehranalyse). Doch schon im nächsten Jahrzehnt wird die Psychoanalyse unter Hitler zu einem Teilmoment der „deutschen“ Psychotherapie degradiert (vgl. Nitzschke 1999).
Sieht man von der genannten besonderen deutschen Entwicklung ab, läßt sich die Situation folgendermaßen zusammenfassen: Bis zum Tode Freuds (1939) hatte die Psychoanalyse ein weitgehend einheitliches Gepräge. Freuds Theorie galt als Bezugspunkt. Allzu starke Abweichungen provozierten die Gefahr des Ausschlusses aus der psychoanalytischen Vereinigung. Nach Freuds Tod bzw. nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verliert die Psychoanalyse dann zunehmend an Einheitlichkeit. Schließlich befindet sie sich in einer „Krise“. Positiv ausgedrückt, befindet sie sich in einem Zustand schöpferischer Vielfalt, der dadurch gekennzeichnet ist, daß alle Positionen, die einst von Dissidenten vertreten worden sind, nun auch innerhalb der psychoanalytischen Vereinigung vertreten werden können - wenngleich häufig ohne expliziten Bezug auf jene Dissidenten, deren Auffassungen übernommen und oft neu etikettiert werden, also in neuartiger Nomenklatur erscheinen. Für die akademische Psychologie gilt - vereinfacht gesagt - die umgekehrte Entwicklung. Ihr Weg führt von der Vielfalt zur Einfalt. War die akademische Psychologie vor dem Zweiten Weltkrieg noch in eine Vielzahl von Schulen zersplittert, so gewinnt sie nach 1945 an den deutschen Universitäten ein zunehmend einheitliches Gepräge.
Für die Psychoanalyse wie für die akademische Psychologie vor 1933 gilt wiederum: Beide Disziplinen kämpften damals noch um ihre „Identität“ und waren deshalb wenig bereit, in einen anhaltenden Dialog zueinander einzutreten. Außerdem befand sich die akademische Psychologie in einem Kampf um Emanzipation von der Philosophie, deren Fakultäten die psychologischen Lehrstühle noch lange Zeit zugeordnet waren. Kennzeichnend für die Situation der akademischen Psychologie um 1930 ist die Bestandsaufnahme Karl Bühlers, die unter dem programmatischer Titel „Die Krise der Psychologie“ (1927) erschienen ist. Bühler leitet sein Buch mit den Worten ein: „Soviele Psychologien nebeneinander wie heute, soviele Ansätze auf eigene Faust sind wohl noch nie beisammen gewesen. Man wird mitunter an die Geschichte vom Turmbau von Babel erinnert“ (1927, 1). Die Sprachverwirrung reichte weit, denn die Schulen waren zahlreich: experimentelle Psychologie, Gestaltpsychologie, Personalismus, Charakterkunde konkurrierten um die Vorherrschaft. Doch Bühler faßte diese „Krise“ als Ausdruck einer schöpferischen Situation auf. Und er begriff die Psychoanalyse auch als eine der „Schulen“ der Psychologie. Dabei widmete er Freuds Schrift „Jenseits des Lustprinzips“ (1920) besondere Aufmerksamkeit.[17] In etwa so häufig wie Freud werden von Bühler nur noch Wundt, der anerkannte Stammvater der akademischen Psychologie, und Spranger zitiert, damals einer der populärsten und meistgelesenen psychologischen Autoren.


3. Bemerkungen zur Konzeption des vorliegenden Buches
(Nitzschke, B. [Hg.]: Freud und die akademische Psychologie, 1989)
Die historischen Bedingungen, unter denen sich das Verhältnis von Psychoanalyse und akademischer Psychologie entwickelt hat, waren schwierig und verweisen auf das 19. Jahrhundert, in dem die Vorbedingungen für die Entstehung beider Disziplinen zu suchen sind. Eine vollständige Bearbeitung des komplexen Themas, dem der vorliegende Band gewidmet ist, würde umfangreiche Forschungsarbeiten voraussetzen - und vielleicht kann dieses Buch dazu anregen, solche Arbeiten weiterhin in Angriff zu nehmen. Fürs erste war eine Auswahl zu treffen, die einen Einstieg in das Thema erlaubt. Aus der Fülle möglicher Einzelthemen wurden die folgenden Schwerpunkte ausgewählt:
Der einleitende Überblick von Jürgen Körner zeigt die unterschiedlichen Forschungsfelder („Praxis“ versus „Labor“), die den unterschiedlichen Gegenstandsbereich, die unterschiedliche Methodik und die unterschiedlichen Forschungsinteressen und damit auch die Schwierigkeiten einer Verständigung zwischen Psychoanalyse und akademischer Psychologie (mit-)bedingten.
Alle weiteren Beiträge des Bandes sind an Personen orientiert; sie enthalten deshalb die Formulierung „Freud und ...“:
Horst-Peter Brauns und Alfred Schöpf verdeutlichen anhand historiographischen und ideengeschichtlichen Materials den Einfluß von Freuds persönlichem Lehrer Franz von Brentano auf Freuds Denken. In den Beiträgen über Gustav Theodor Fechner (Bernd Nitzschke) und Wilhelm Wundt (Christfried Tögel) werden einige der Anregungen diskutiert, die Freud diesen beiden Stammvätern der akademischen Psychologie verdankt.[18] Gewiß wären unter diesem Aspekt auch Beiträge über andere Autoren (z. B. Herbart oder Lipps) denkbar.
Aus der Fülle der akademischen Psychologen, die die Entfaltung der psychoanalytischen Theorie miterlebt haben, wurden zwei Forscher mit Bedacht herausgegriffen: William Stern (Beitrag von Ulfried Geuter und Bernd Nitzschke) ist derjenige unter den akademischen Psychologen, der sich kontinuierlich mit Freud auseinandergesetzt hat; und Kurt Lewin (Beitrag von Helmut E. Lück und Wolfgang Rechtien) ist derjenige, der sich der psychoanalytischen Literatur vorurteilsfrei angenähert und die so gewonnenen Anregungen für eigene Forschungsanliegen in origineller und eigenständiger Form weiterverwendet hat. Am Rande sei erwähnt: Lewin las Freuds Traumdeutung (1900) bereits als Student, ja er sammelte auch selbst Träume, die er sodann zu interpretieren versuchte, wie aus einem Brief der Frau Lewins an Shakow (1974) hervorgeht. Während sich Stern und Lewin also relativ ausgiebig mit Freud beschäftigten, findet sich in Freuds Werk weder ein Hinweis auf Stern noch auf Lewin. Derartige Defizite auf Seiten Freuds müssen bedacht werden, wenn Klagen (z. B. Brodthage & Hoffmann 1981; Elliger 1986) geführt werden, die akademische Psychologie habe Freud und die Psychoanalyse ungenügend rezipiert.
Die Beiträge von Fernando Vidal über Jean Piaget und von Norman Elrod über Alexander R. Luria und Lew S. Wygotski schließlich betreffen zwei akademische Psychologen, die am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn selbst an der Entwicklung der Psychoanalyse(in Russland) beteiligt waren und - ähnlich wie Stern (in der Differentiellen Psychologie) oder Lewin (in der Sozialpsychologie) - später herausragende Positionen in der akademischen Psychologie einnahmen. Die Beschäftigung mit Luria und Wygotski enthüllt zudem ein (bis zum Ende der Sowjetunion) wenig erforschtes Gebiet: die Institutionalisierung der Psychoanalyse in den 1920er Jahren in Rußland, bevor sie dort in den 1930er Jahren unter Stalin (wie in Deutschland unter Hitler) verboten wurde (vgl. Nitzschke 1989). Es ist zu erwarten, daß dieses dunkle Kapitel der Geschichte der Psychoanalyse mit Öffnung der sowjetischen Archive allmählich erhellt werden wird.[19]
Was das Verhältnis der Psychoanalyse zur akademischen Psychologie in den USA anbelangt, so müssen an dieser Stelle die wenigen im vorliegenden Einleitungskapitel gegebenen Hinweise genügen. Eine systematische Darstellung gerade dieses Verhältnisses würde einen eigenen Band erfordern. Im Hinblick auf deutsche Psychologen, die in den Beiträgen des vorliegenden Bandes nur kursorisch erwähnt werden - etwa Karl und Charlotte Bühler, Willy Hellpach, Ludwig Klages oder Eduard Spranger -, sei weiterführend auf die Publikationen von Brodthage/Hoffmann (1981) und Elliger (1986) verwiesen.
Der vorliegende Band beansprucht also keine Vollständigkeit, wohl aber das Interesse des Lesers, der sich einem Thema nähern will, das im Laufe der Jahrzehnte mit vielen Vorurteilen und Halbwahrheiten befrachtet worden ist. Die Auswahl der an diesem Band beteiligten Autoren (akademische Psychologen und/oder Psychoanalytiker, schließlich ein Philosoph, der die ideengeschichtlichen Hintergründe des 19. Jahrhunderts im Hinblick auf Freud skizziert) verfolgt das Ziel einer interdisziplinären Aufarbeitung der mit dem Thema verbundenen Probleme. Es war nicht die Absicht des Herausgebers, eine „einheitliche“ Linie vorzugeben, vielmehr sollten die je persönlichen Standpunkte der beteiligten Autoren deutlich werden - ganz im Sinne eines wissenschaftlichen Diskurses, der vom argumentativen Austausch lebt, während er an vorgefaßten Meinungen oder gar an vermeintlich ehernen Wahrheiten zugrunde geht. Der Herausgeber versteht den Band, der 1989 anläßlich des 50. Todestages des Schöpfers der Psychoanalyse erschienen ist, nicht zuletzt als kritische Hommage an Freud, durch die zwei - in der psychoanalytischen Geschichtsschreibung leider verbreiteten -Tendenzen entgegengewirkt werden soll: der Tendenz zur hagiographischen Überhöhung der Person Freuds sowie der Dekontextualisierung seines Werkes (vgl. Junker 1988). Das heißt, der Ausgliederung Freuds und Freudscher Begriffe, Methoden und Konzepte aus übergreifenden Strömungen der Geistesgeschichte soll mit dieser Publikation entgegnet werden.
Im Hinblick auf die akademische Psychologie bietet das hier ausgebreitete Material Gelegenheit zu einem vertieften Verständnis der wissenschaftlichen Positionen Freuds und damit zum Abbau von Vorurteilen gegenüber der Psychoanalyse. Hinzuweisen ist schließlich auch noch darauf, daß in mehreren Beiträgen bisher unveröffentlichtes Archivmaterial verwendet worden ist. Den entsprechenden Einrichtungen, die Unterstützung gewährten, ist an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich zu danken. Leider ist auch der einschränkende Hinweis notwendig, daß in einem Fall, in dem es um die Gewährung des Einblicks in Freuds (damals noch nicht veröffentlichte) Briefe an Silberstein ging, die damals unmittelbar zur Publikation anstanden (Freud 1989) und für die Beziehung Freud-Brentano von außerordentlicher Wichtigkeit sind (vgl. die Vorbemerkung zum Beitrag von Horst-Peter Brauns und Alfred Schöpf in diesem Band), eine entsprechende Bitte abschlägig beschieden worden ist. Diese restriktive Haltung der (im vorliegenden Fall: deutschen) Rechteinhaber Freudscher Schriften entspricht dem hinlänglich bekannten und oft kritisierten Umgang der Archive und/oder Personen, die sich als Freuds Stellvertreter(innen) auf Erden mißverstehen. Sie „verwalten“ psychoanalytische Dokumente im schlechtesten Sinn des Wortes. Es ist zu hoffen, daß solcher Usus in absehbarer Zukunft als Abusus erkannt und als Relikt der Tendenz zur Hagiographie bzw. der Tendenz, Freuds Gedanken aus der Geistesgeschichte auszugliedern, um sie sodann „exklusiv“ behandeln zu können, überwunden werden wird.

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Der vorstehende Text ist die stark überarbeitete und aktualisierte Fassung eines Beitrags, der erstmals erschienen ist in:Bernd Nitzschke (Hg.): Freud und die akademische Psychologie. Beiträge zu einer historischen Kontroverse. München (Psychologie Verlags Union) 1989, 2-21.
[1] Jones bemerkt über Freud: „Normalerweise wäre er früher oder später zuerst Assistent, dann Dozent und schließlich Professor der Physiologie an seinem geliebten Institut (bei Brücke - B. N) geworden“ (1953, dt. 1962, Bd. I, 83). Tatsächlich wurde Freud all dies nicht. Daß möglicherweise auch noch andere Umstände als die genannten Freuds Karriere behindert haben könnten, geht indirekt (in Form einer Negation) aus einer weiteren Bemerkung von Jones hervor: „Freud bestritt energisch, daß es (wie gewisse Leute wie zum Beispiel Wittels wissen wollten) zwischen ihm und Brücke zu einem Bruch gekommen war, und wiederholte, er habe das Institut auf Brückes eigenen Rat verlassen“ (ebd.), nachdem ihm die Aussichtslosigkeit einer Karriere und damit die reale (finanzielle) Situation vor Augen geführt worden war.[2] Wie sehr Freud an Exner orientiert blieb, geht u. a. aus der Tatsache hervor, daß Freuds Entwurf einer Psychologie (1895) nur ein Jahr nach Erscheinen von Exners Entwurf zu einer physiologischen Erklärung der psychischen Erscheinungen (1894) niedergeschrieben wurde. In Freuds „Entwurf“ geht es ebenfalls um den Versuch, physiologische und psychische Erscheinungen aufeinander zu beziehen. [3] Nach Freuds eigenen Worten hat die Psychoanalyse das Erbe des Hypnotismus angetreten. Begreift man den Hypnotismus mit Mayer (2002, Kap. 2) als „Experimentalisierung des Unbewußten“, dann kann man Freuds Praxis auch als „Experimentalismus ohne Labor“) kennzeichnen (ebd., Kap. 8). Dann lassen sich aber auch die Einwände gegen die Psychoanalyse aus dieser Traditionslinie herleiten: „Die Ärzte, die sich der hypnotischen Suggestion bedienten, reklamierten, ihr Verfahren gebe ‚dem Psychologen die naturwissenschaftliche Experimentalmethode in die Hand, die ihm bisher gefehlt hatte’ (Forel 1889, 49). In Deutschland formierten sich (...) mehrer Gesellschaften, die die Ausbildung einer solchen auf den Erscheinungen des Hypnotismus basierenden experimentellen Psychologie betrieben. Das zentrale publizistische Forum für dieses Projekt war die 1892 von Forel gegründete Zeitschrift für Hypnotismus, Suggestionstherapie, Suggestionslehre und verwandte psychologische Forschungen (...). Die Anhänger dieser Hypnosebewegung, die ausgehend von ihrer klinischen Praxis weitreichende psychologische Theorien aufstellten, gerieten damit in Konfrontation mit der akademisch verankerten Fachpsychologie, wie sie sich ausgehend vom Leipziger Labor Wilhelm Wundts etablierte. Wundt griff die Hypnosebewegung schon bald mit einer scharfen Polemik an, in der er den hypnotischen Versuchen den Charakter eines psychologischen Experiments absprach und deren Theorien in die Nähe des Okkultismus rückte“ (Mayer 2002, 201f.).[4] In einer teilweise autobiographischen Skizze berichtet Alexander (1940, 307), sein Vater habe bei Lotze und Helmholtz studiert. Franz Alexander selbst stand in Göttingen mit dem Experimentalpsychologen Geza Revesz (der sein Schwager war) und mit dessen Freund David Katz in wissenschaftlichem Austausch (Alexander 1940, 309; vgl. Harmat 1988, 74).[5] Der Kriminalistikprofessor Hans Gross war der Vater von Otto Gross, ein politischer Anarchist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als enfant terrible der Psychoanalyse von sich reden gemacht hatte und später in Vergessenheit geriet (vgl. Nitzschke 2000). Max Wertheimer, ein Assistent des Vaters Hans Gross, intervenierte in einem besonderen Fall sogar wegen Kurpfuscherei, die aus seiner Sicht Otto Gross anzulasten war (Dehmlow 2003).[6] Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, daß der spätere Mentor der ganzheitlich orientierten Gestaltpsychologie, Max Wertheimer, seine wissenschaftliche Laufbahn mit assoziationstheoretisch-elementenpsychologischen Arbeiten begann. Zwischen Wertheimer und C. G. Jung kam es sogar zu Streitigkeiten bezüglich der Frage, wem das Prioritätsrecht an den Assoziationsexperimenten zugesprochen werden sollte (vgl. Dehmlow 2003).[7] Piaget bezeichnet Herbert Silberer als Schüler Freuds, „der sich speziell mit dem Symbolismus im mystischen Denken befaßt hat. Aber kritisch und empirisch ausgerichtet, hat er versucht, die Theorie des Symbols weiterzuentwickeln, indem er die Bilder im Halbschlaf mittels einer originellen und fruchtbaren Methode analysierte. Das Schweigen der Freudianer zu diesen Arbeiten ist schwer zu erklären (...), denn sie sind von besonderem Interesse und hätten, wenn sie weiterentwickelt worden wären, dazu beigetragen, die Psychoanalyse und die übrige Psychologie einander näherzubringen“ (1975, 247f.). Piaget bezieht sich mit dieser Bemerkung vor allem auf zwei Studien Silberers (1909, 1911). Zum Werk und Leben Silberers vgl. Nitzschke (1988 b).[8] Zu Rorschach sei noch dieser Hinweis gegeben: In der Sowjetunion konstituierten sich zu Beginn der 1920er Jahre kurz nacheinander zwei psychoanalytische Gruppen, die eine in Moskau, die andere (unter Beteiligung von Luria) in Kasan. Beide Gruppen publizierten in der Internationalen Zeitschrift für Psychoanalyse getrennte Sitzungsberichte. Es ist nicht überraschend, daß sich in der Hauptstadt des Landes eine psychoanalytische Gruppe konstituierte. Aber warum gab es in der Provinz eine eigenständige - sehr aktive - zweite psychoanalytische Gruppe? Es mag sein, daß die Existenz dieser Gruppe auf Hermann Rorschachs Einfluß zurückzuführen ist, der mit Olga Stempelin verheiratet war, eine russische Studienkollegin, die aus Kasan stammte. Rorschach, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits intensiv mit der Psychoanalyse beschäftigt hatte, hielt sich 1913/14 in Kasan auf (später arbeitete er in einem Sanatorium nahe Moskau). Möglicherweise brachten er und seine Frau wichtige Informationen über Psychoanalyse nach Kasan. [9] Henry A. Murray widmete das von ihm herausgegebene Buch „Explorations in Personality“ (1938) denn auch Morton Prince, Lawrence J. Henderson, Alfred N. Whitehead, S. Freud und C. G. Jung. Den Hinweis verdanke ich Horst-Peter Brauns (Berlin). [10] Es muß an dieser Stelle betont werden, daß die gegebene Charakterisierung der Psychoanalyse nicht „die“ Psychoanalyse und schon gar nicht alle gegenwärtigen Strömungen der Psychoanalyse (Eagle 1984) trifft. Es geht hier vielmehr um Freuds Verständnis des Gegenstandes und der Methode der Psychoanalyse. Nach Freud hat sich die Psychoanalyse von einer Theorie des Unbewußten (der Triebe, des Es) über eine Theorie des Ichs und seiner Funktionen zu einer Theorie der verinnerlichten Objektbeziehungen und schließlich zu einer Theorie interaktioneller Prozesse fortentwickelt. Dabei hat sich die Psychoanalyse der Bewusstseinspsychologie wieder soweit angenähert, daß in manchen Standardlehrbüchern der Psychoanalyse das Stichwort „Unbewußtes“ kaum noch auftaucht (so etwa bei Thomä und Kächele, in deren Lehrbuch [1985] das Stichwort „unbewußte Phantasien“ völlig fehlt). Unter Voraussetzung dieser weitreichenden Veränderung ist es verständlich, wenn die psychoanalytische Situation oft nur noch als „Feld“ gilt, in dem es um „die Gewinnung heuristisch wertvoller Erkenntnisse“ geht, die als Hypothesen aufzufassen und - unabhängig von diesem Feld - nach den Standards der akademischen (empirischen) Psychologie (Wissenschaft) zu überprüfen wären (Thomä, Kächele 1985, 383). Vertreter dieser Auffassung lehnen die Freudsche Metapsychologie ab, die einen „deformierenden Einfluß auf die klinische Erfahrung und Interpretation“ ausgeübt habe (Thomä, Kächele 1985, 382). Um das inzwischen erreichte Ausmaß der Veränderung bzw. der Toleranz gegenüber solchen Auffassungen zu ermessen, die Freuds Standpunkt widersprechen oder verwerfen, wäre an Bowlby zu erinnern, der (neben Spitz) als einer der ersten Psychoanalytiker die Mutter-Kind-Beziehung empirisch untersuchte. In einem Interview schilderte er die Außenseiterstellung, in der er sich in den 1950er Jahren befand, und die Widerstände, auf die er traf, als er damals die empirische Überprüfung psychoanalytischer Aussagen empfahl bzw. Freuds Metapsychologie, Triebtheorie und Libidotheorie verwarf (Bowlby et al. 1986). [11] Es gibt keinen mir bekannten Nachweis dafür, dass Freud tatsächlich am 3. Internationalen Kongreß für Psychologie in München 1896 teilgenommen hat. Sicher ist hingegen, daß er sich für den 1. Internationalen Kongreß für Physiologische Psychologie angemeldet hatte, der 1889 in Paris stattfand (Chertok & de Saussure 1979, 120f.).[12] Diese Tatsache ist auch deshalb besonders bemerkenswert, weil Freud niemals in einer deutschsprachigen psychologischen Fachzeitschrift publiziert hat.[13] Anläßlich der Jubiläumsfeier der Clark University traf Freud auch mit William James zusammen (vgl. Shakow & Rapaport 1964, 67f.). James hatte 1882 (drei Jahre früher als Freud) Charcot in Paris besucht und bereits 1894 eine Arbeit von Breuer und Freud (1893) über Hysterie rezensiert. Diese relative Aufgeschlossenheit amerikanischer akademische Psychologen der Psychoanalyse gegenüber dauerte in der Folgezeit an. So erhielt beispielsweise noch 1982 der Psychoanalytiker Roy Schafer für sein Gesamtwerk eine Auszeichnung der American Psychological Assoziation, den Award for Distinguished Professional Contributions. Eysencks vorurteilsbehaftete Position gegenüber der Psychoanalyse (vgl. die entsprechende Kritik bei Rosenzweig 1985, 47f.) ist demnach keineswegs repräsentativ für die Rezeption der Psychoanalyse durch die angelsächsische akademische Psychologie.[14] Noch in einer seiner letzten Arbeiten unterstreicht Lewin Freuds Verdienste: „Der Begriff der Regression ist von Freud eingeführt (...) worden. Freud erkannte die Bedeutung des Regressionsproblems für die Theorie der Entwicklung von Anfang an. Seine Theorie der Stufen der Libido-Organisation, die die Entwicklung des Individuums einteilt, beruht größtenteils auf Beobachtungen der Regression im Bereich der Psychopathologie“ (1941, 393f.). Lewin unterscheidet einen historischen und einen systematischen Ansatz bei der Untersuchung des Regressionsproblems, wobei er den erstgenannten Ansatz für Freud, den letztgenannten für seine eigenen Forschungen beansprucht: „Beide Fragen sind durchaus legitim und müssen in einer psychologischen Untersuchung der Regression abgehandelt werden“ (Lewin 1941, 298).[15] Eine besonders zynische Begründung für den Anspruch der Mediziner, den Einfluß der Psychologen bei der Behandlung psychisch Kranker zurückzudrängen, findet sich in einem Brief von Wuth, in dem er sich darüber beklagt, daß Psychologen gerade zu der Zeit vordrängten, zu der die Anzahl der Patienten - wegen der „Euthanasie“ (sprich: Ermordung) von Geisteskranken - abgenommen habe (vgl. Geuter 1984, 386). Wuth erhob also keineswegs Einspruch gegen die „Euthanasie“, vielmehr machte standespolitische Bedenken geltend, um das Terrain gegen Psychologen zu verteidigen.[16] 1928 weilte William Stern zu Vorlesungen in Wien, Bei dieser Gelegenheit besuchte er Sigmund Freud. Das zweistündige Gespräch verlief „bei aller Gegensätzlichkeit in d. angenehmsten Form“ (Stern, undatierte Postkarte an Jonas Cohn – Briefschaften „Stern, William und Clara“, Jonas Cohn Archiv Universität Duisburg – vgl. Geuter, Nitzschke 1989, 129, Anm. 2).[17] Interessanterweise bezeichnet Bühler (1927, 182) in seiner Schrift eben jenen Gedanken Fechners (1873, 94), den Freud (1920, 4) als Zitat anführt, um das psychoanalytische Lustprinzip mit Hinweis auf Fechners Prinzip der Tendenz zur Stabilität zu untermauern, als einen „unausgereiften Gedanken“ Fechners. Auch Bühlers Umgang mit Freuds Schrift „Jenseits des Lustprinzips“ (1920) ist nicht frei von Voreingenommenheit. Dennoch ist zu bemerken, daß es sich bei Bühlers Auseinandersetzung mit dieser Schrift Freuds um einen der ausführlichsten Versuche der akademischen Psychologie handelt, die von Freud 1920 vorgenommene Revision der Triebtheorie zu würdigen.[18] Wundt wird in der psychoanalytischen Literatur häufig unterschlagen. So werden etwa Freuds Begriff der Assoziation bzw. die Technik der freien Assoziation in zwei neueren Arbeiten zur Geschichte der Psychoanalyse (Reicheneder 1988; Hölzer & Kächele 1988) ohne jeden Versuch einer Rückbeziehung auf Wundt diskutiert.[19] Einen ersten zusammenfassenden Überblick hat Alexander Etkind (1996) gegeben.

dinsdag, juli 26, 2005

Behandeling van psychologische problemen in medische settings. Eerstelijnszorg als het de facto geestelijke gezondheidszorgssysteem + rol van hypnose

Behandeling van psychologische problemen in medische settings. Eerstelijnszorg als het de facto geestelijke gezondheidszorgssysteem en de rol van hypnose. Rodger Kessler ./. Abstracts IJCEH 2005 July Dutch TranslationDr. N. Ruysschaert

Psychische comorbiditeit van medische aandoeningen heeft een samenhang met een zwakke gezondheidsstatus, gecompliceerd medisch management, meer gebruik en hogere kosten van de medische dienstverlening. Hypnose beoefenaars in gespecialiseerde psychologische en psychiatrische behandelingssettings behandelen zelden deze patiënten omdat er meer kans is dat de psychologische problemen van deze patiënten enkel in de eerstelijns medische gezondheidszorg worden behandeld. Verwijzing van patiënten uit de eerstelijns zorg naar het geestelijk gezondheidszorg systeem geeft waarschijnlijk weinig kans dat de patiënt en psychologische of hypnose behandeling start. Geïntegreerd aanbod van medische en psychologische behandeling in het medisch kabinet blijkt veel meer kans te bieden op het starten van een behandeling en betere resultaten op medisch vlak. Alhoewel bewezen is dat hypnose een empirisch effectieve behandeling is voor talrijke medische problemen, hebben patiënten geen toegang tot effectieve hypnotische behandelingen als co-behandeling voor medische problemen indien hypnose behandelaars geen praktijk uitoefenen in medische settings.

maandag, juli 25, 2005

NOG IETS OVER Dr. LIÉBEAULT. door Dr. FREDERIK VAN EEDEN


[p. 409]
NOG IETS OVER Dr. LIÉBEAULT. door Dr. FREDERIK VAN EEDEN.
Tijdens het afdrukken van het artikel van Dr. van Renterchem, ontving ik de eerste aflevering van het tweede tijdschrift, dat zich uitsluitend met het hypnotisme bezighoudt, de ‘Revue des Sciences Hypnotiques’. Daarin komt over Liébeault en Dr. Aug. Voisin het volgende voor:
‘M. le Dr. Aug. Voisin est peut-être de tous les médicins de nos hôpitaux celui qui, négligeant le plus complètement le point de vue spéculatif et le coté anecdotique et curieux de l'hypnotisme en a étudie avec le plus de soin les ressources thérapeutiques. C'est donc lui qui nous fournira tout d'abord quelques unes des applications les plus remarquables de l'hypnotisme. La haute situation qu'il occupe à la Salpetrière et la rigueur scientifique de ces observations leur donnent, d'ailleurs, une valeur exceptionelle. Sa modestie n'est pas moins grande que sa science, et la communication que nous reproduisons aujourd'hui a encore cet avantage de certifier spontanément l'antériorité des observations de M. le docteur Liébeault, alors que tant d'autres ont puisé a pleines mains, sans même le nommer, dans la multitude des faits cliniques que cet illustre praticien avait provoqués ou observés vingt ans avant que l'école de la Salpêtrière ne s'en occupât.’
Wanneer iemand die men twintig jaar lang voor half wijs, voor ‘toqué’ heeft gehouden, nu op eenmaal met den titel ‘illustre praticien’ wordt begroet, dan is er wel iets bijzonders
[p. 410]gebeurd. Dan heeft de waarheid weer een van haar dienaren een triomf gegund. Men moet dankbaar zijn dat die man nog leeft. Het had kunnen gebeuren dat medelijdende verwanten den armen gek Liébeault met een zucht van verlichting ten grave droegen, - om eerst een langen tijd later te bemerken dat zij een profeet in hun midden hadden gehad.
Alle medici passen de suggestie toe. Het ‘vertrouwen’ dat de halve genezing is, broodkruimpillen, drankjes met suikerwater, - de menigte obsolete drogerijen, die nog onder het motto ‘ut aliquid detur’ door honderden worden gebruikt, - de werking van al deze dingen berust op suggestie. De electrische behandeling is voor een goed deel suggestie, - de handelwijze van homopathen, magnetiseurs en wonderdokters, - in alles zit één zelfde werkzaam bestanddeel: - suggestie. Suggestie is het werkzame alkaloid dat uit deze simplicia kan getrokken worden. Liébeault heeft het er uit afgezonderd en op energieke en welberekende wijze toegediend.
De wijze waarop men tot nu toe suggereerde met mica panis, schoon water enz., is zeer onbeholpen en omslachtig. Het gaat langs allerlei omwegen en mist zeer vaak het doel. Men moest noodzakelijk de patienten bedriegen. Dit behoeft nu niet. Men kan een ontwikkeld patient wakend gerust zeggen dat men slechts op zijn verbeelding zal werken - in diepe hypnose zal de suggestie niet minder heilzaam zijn. Daarom is Liébeault's behandeling ook eerlijker dan de broodpillen-methode.
Men kan het voorstellen alsof de medici tot nog toe suggereerden als een musicus die een piano wil bespelen uit de verte, door met allerlei voorwerpen naar de toetsen te gooien, - terwijl Liébeault op het denkbeeld kwam te zeggen: ‘als wij eens naar het instrument toegingen, heeren, en er met de handen op speelden, zou dat niet beter gaan?’
Inderdaad is het beter gegaan. En het zal den medicus die tevens bekwaam hypnotiseur is, nimmer overkomen dat hij, zooals nu vaak gebeurt, zijn ongeneeselijk verklaarde patienten geheel hersteld van kwakzalver of wonderdokter thuis krijgt - met de boodschap dat die geleerde heeren
[p. 411]er toch ook niet alles van weten, en dat de dokter bij den kwakzalver wel eens een lesje mocht komen nemen.
Ik vermoed wel, dat vele der thans practiseerende geneesheeren Liébeault tot hun einde toe als een kwakzalver zullen beschouwen. Want al klemmen de feiten, er zijn altijd genoeg hoofden die ook door feiten als ijzeren tangen niet worden omgedraaid.
Inderdaad heeft men bij het aanschouwen en nog meer bij het veroorzaken van hypnotische genezingen een gevoel alsof de wetenschap ten ondersteboven moet. Het begrip: idéoplastie - waarmee men den invloed van een psychischen toestand op het physieke lichaam bedoelt, - het feit dat men organische functies, bloedsomloop, klierafscheiding, door een energiek gesproken woord kan beheerschen - dit alles is zoo extra-bizar, zoo geheel buiten onze gewone wijze van denken - dat de physiologie zich hals over kop moet haasten om de reeds twintig jaren oude ontdekkingen van den ‘illustre praticien’ te achterhalen.
Dit laat ‘le bon père Liébeault’ rustig aan zijn Parijsche mededingers over. Hij kan tevreden zijn met zijn werk. Niet alleen omdat hij honderden reeds geholpen heeft - maar omdat door zijn toewijding het hypnotisme, - hoe gevaarlijk ook in handen van onkundigen, - met kennis en bekwaamheid toegepast, een zegen voor duizenden kan worden.

Bussum, 28 Juli.

HET HYPNOTISME EN ZIJNE TOEPASSING IN DE GENEESKUNDE. door Dr. A.W. VAN RENTERGHEM.


[p. 389]
HET HYPNOTISME EN ZIJNE TOEPASSING IN DE GENEESKUNDE. door Dr. A.W. VAN RENTERGHEM.
I.
INLEIDING EN HISTORISCH OVERZICHT.
De hollandsche literatuur maakte tot dusverre weinig gewag van het hypnotisme, terwijl buiten de grenzen van ons vaderland meer en meer de aandacht van het geleerde en niet geleerde publiek op dit onderwerp wordt gevestigd.
Gezwegen over het dagelijks nog wassend getal lijvige boekdeelen, brochures en vak-tijdschriften, waarvan de opsomming alleen eenige bladzijden zoude vullen, zoo valt het niet te verheelen dat het hypnotisme mode-artikel is geworden in de hoogere kringen; en de wetenschappelijke wereld van alle landen dwingt, zich met zijn studie bezig te houden.
Na een tijdperk van koortsachtig leven van het mesmerismus, op het einde van de vorige en in den aanvang van deze eeuw, van overdrijving en overschatting, van een vurig geloof aan zijne wonderen, volgde van de zijde van het groote (en meerendeels ook van het wetenschappelijke) publiek - als natuurlijke tegenslag, een niet genoegzaam gegrond wantrouwen en volslagen ongeloof. Als een keerpunt
[p. 390]in de publieke schatting, mag men den datum rekenen van het eindbesluit, genomen door de ‘Académie de médecine,’ naar aanleiding van de minder gunstige beoordeeling der verschillende uit haar boezem gevormde commissieën. ‘Désormais (1 Oct. 1840) l'Académie de médécine ne fera aucune réponse aux communications qui lui seront faites sur le magnétisme animal.’
Deze officiëele doodverklaring is evenwel niet voldoende gebleken om het dierlijk magnétisme te begraven.
Reeds in de navolgende jaren (1841-1843) mogen wij de geboorte begroeten van het hypnotisme. Onder dezen naam toch herrees op engelschen bodem het dierlijk magnetisme, schitterend als een phenix, uit zijn asch.
James Braid, een scherpzinnig chirurg van Manchester, na met aanvankelijk wantrouwen de vertooningen van den franschen magnétiseur Lafontaine te hebben bijgewoond, voelde zich aldra genoopt de werkelijkheid der phenomenen te erkennen, maar kon zich niet vereenigen met diens op de fluidistische théorie 1) steunende verklaringen.
Na eenigen tijd van ernstig onderzoek, kwam hij tot de verrassende uitkomst, dat het langwijlige en vermoeiende mesmériseeren - het doen van ‘passes’ - zeer goed kon ontbeerd worden, ja, dat de tegenwoordigheid van den magnétiseur, strikt genomen, overbodig was om den magnetischen slaap in te leiden. Door te staren op een glinsterend voorwerp op korten afstand vóór boven de oogen gehouden, ontstaat na korteren of langeren tijd een vermoeienis van de oogleden; deze gewaarwording èn het beperken van de oplettendheid op dit eenige denkbeeld, veroorzaakt den slaap.
In dezen slaap nu, waarin ieder zichzelven brengen kan, is het aan Braid gebleken dat dezelfde verschijnselen kunnen worden voortgebracht die de fluidisten tot nu toe meenden alleen eigen te zijn aan hun magnetischen slaap. Om de
1) De fluidisten nemen aan dat een invloed van persoon op persoon, en wel een overdracht van zenuwkiacht, van levens-fluide van den magnetiseur op den gemagnétiseerdc, den mesmerischen slaap en zijne verschijnselen teweeg brengt.
[p. 391]grondstelling, van welke hij uitging, naar behooren af te bakenen van die der fluidisten, sloeg hij voor: den naar zijn voorschrift verwekten toestand als hypnotischen te onderscheiden van hun magnetischen slaap.
Om der waarheid niet te kort te doen, wil ik hier even herinneren dat in het opstellen der anti-fluidistische théorie, Braid een voorlooper gehad heeft in den portugees Taria. Deze, een abt, gaf in 1815 te Parijs een reeks van ‘séances de magnétisme,’ die druk bezocht werden en zeer de nieuwsgierigheid van het publiek gaande maakten. Bij den aanvang van elke zitting gaf Taria met nadruk te kennen, dat hij niet bedeeld was met eenige bijzondere of magnétische kracht, dat hij hoegenaamd geen persoonlijken invloed uitoefende op de zich aan zijne proefnemingen onderwerpende aanwezigen, maar dat de voortgebrachte verschijnselen uit henzelven en uit hun lichaamsgestel voortkwamen. Hij begon dan zijne werkzaamheden met acht of tien personen uit het gezelschap en mocht er gemeenlijk in slagen twee, soms meerdere van hen, in somnambulisme te brengen.
Taria liet den te magnétiseeren persoon in een armstoel plaats nemen, verzocht hem de oogen te sluiten en zijn aandacht te bepalen tot het denkbeeld van slapen en sprak dan plotseling en onverwacht het bevel uit; ‘Slaapt!’
Deze aanmaning, zoo noodig twee tot drie malen herhaald, bleek dan voldoende om den - door Taria zoo genoemden - ‘Sommeil lucide’ te verwekken.
Beetgenomen door een parijsch tooneelspeler, die op eene séance veinsde te slapen en den abt wilde ontmaskeren, sloeg de bewondering van het publiek plotseling over tot wantrouwen en ongeloof en werd Taria - zeer ten onrechte - aan de kaak gesteld als een gemeen bedrieger.
De leer der Suggestie, reeds door Taria toegepast, werd voor goed aangenomen en haar grondslag onwederlegbaar bewezen, door James Braid.
In den hypnotischen toestand wordt de verbeeldingskracht van den slapenden persoon zoo levendig, dat alle gedachten - hetzij dezelve eigenmachtig in zijn brein opdoemen, hetzij
[p. 392]dat zij er door Suggestie van een persoon op wien de slapende bijzonder let en vertrouwt, ontstaan - den vorm en de macht verkrijgen van de werkelijkheid.
Braid's hooge verdiensten bepalen zich echter niet tot het scheppen van het hypnotismus en tot de waardeering van de leer der Suggestie. Als practisch Brit en kundig arts tevens, trachte hij, en mocht hij er ook in slagen zijne studiën dienstbaar te maken aan de lijdende menschheid.
In de door Reijer bezorgde uitgave van Braid's geschriften 1) , vind men eene uitvoerige beschrijving van een groot aantal zeer verschillende ziektetoestanden, welke door hypnotismus behandeld en genezen werden.
Eene sedert vele jaren bestaande hoornvliesverduistering, verscheidene gevallen van zwarte staar, enkele van nerveuse doofheid - ook bij doofstommen -, hysterische krampen, contracturen en verlammingen, stemmeloosheid, eenzijdige waanzin, drinkerswaanzin, vallende ziekte, St. Vitusdans, zenuwpijnen, jicht, rheumatismus, hardnekkige verstopping, pijnlijke doorloop, menstruatie-stoornissen, gebrek aan eetlust, weêrzin in spijzen; zietdaar eene reeks van kwalen of lastige verschijnselen die Braid langs genoemden weg met vrucht mocht bestrijden of opheffen. In gevallen van roodvonk gelukte het hem de koortsbeweging te bedaren, de zweet-afscheiding uit te lokken, enz.
De lezer zal wellicht geneigd zijn Braid van overdrijving te beschuldigen en meenen dat een te groote ingenomenheid met zijne geneesmethode 's mans oordeel heeft beneveld.
Deze verdenking wordt genoegzaam ontzenuwd door Braid zelf waar hij schrijft 2) :
‘Die Hauptaufgabe jeder Behandlung ist, Functionen entweder zu erregen oder herabzudrücken, oder einen vorhandenen Zustand der Empfindlichkeit und Circulation zu erhöhen oder zu minderen, sei es lokal oder allgemein. Dazu
1) Der hypnotismus. 1882.
2) Ausgewählte Schriften von J. Braid. Deutsch herausgegeben von W Preijer. S. 188.
[p. 393]gehören dann auch die nothwendigen begleitenden Veränderungen in der allgemeinen und vorzüglich in der Capillar-circulation. In dieser absicht kann nach meiner Ueberzeugung der Hypnotismus bei Behandlung einiger Krankheitsformen mit der nämlichen Leichtigkeit und Sicherheit verwendet werden, wie unsere einfachsten und erprobtesten Behandlungsmethoden, und dies ist der Grund, weshalb ich die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken wünsche, als auf ein mächtiger adjuvans der anderweitigen Behandlung und als ein Mittel von besonderer Brauchbarkeit bei vielen nervösen Leiden, die jeder gewöhnlichen Behandlung, durch Arzneigebrauch widerstehen.
‘Dagegen aber möchte ich mich entschieden verwahren, als lege es in meiner Absicht, den Hypnotismus als Panacee oder Universalmittel auf zu stellen. Ich glaube nicht an das vorhanden sein irgend eines Universalmittels.
‘Krankheiten sind verschieden ihrer Natur, ihren Ursachen und den Eigenthümlichkeiten der Constitution derjenigen Individuen nach, die ihnen unterworfen sind, und folglich erfordern sie eine Behandlung, dir dem entsprechend abgeändert wirden muss. So ist denn in der That wohlbekannt, dass ich den Hypnotismus für sich allein nur bei einer gewissen Klasse von Fällen anwende, für die ich ihn durch Versuche als besonders geeignet erwiesen habe, und dass ich in andern Fällen von ihm Gebrauch mache in Verbindung mit Arzneien, während ich in der überwiegenden Mehrzahl von Fällen überhaupt keinen Hypnotismus benutze, sondern mich ganz auf die Anwendung von Arzneien verlasse, die ich in solchen Dosen gebe, wie man sie für geeignet hält, um deutlich wahrnehmbare Wirkungen hervorzubringen.’
Niettegenstaande Braid's welgeslaagde pogingen om het hypnotismus dienstbaar te maken aan de geneeskunde, geraakte zijne methode in vergetelheid.
Van de eenzijdige toepassing van den kunstmatigen slaap - tot het verkrijgen namelijk van gevoelloosheid - vindt men echter nog wel gewag gemaakt. Zoo was het Dr. Esdaile te Calcutta mogelijk een 300-tal groote chirurgische operatiën
[p. 394]te verrichten, gedurende den hypnotischen slaap. In December 1859 besprak Velpeau namens Broca, in de Académie des Sciences, het nut van het hypnotismus, in zijne toepassing als verdoovingsmiddel bij heelkundige kunstbewerkingen; enkele fransche heelkundigen maakten gewag van, onder die voorwaarden, zonder pijn verrichte operatiën, doch weldra bleek het dat slechts enkele te opereeren individuen genoegzaam onder den invloed kwamen om nut te hebben van deze handelwijze, terwijl de - bijna gelijktijdig door Flourens en Simpson - bekend geworden waarde van de chloroform aan de hypnotische anaesthesie den genadeslag toebracht.
De studie van het dierlijk magnétisme werd sedert wel is waar niet verlaten; vele onderzoekers bleven er zich mede bezig houden, doch eerst sedert 1878, toen de beroemde parijzer hoogleeraar J.M. Charcot zijne onderzoekingen op dat gebied aanving, mag men aannemen dat het goed recht van het hypnotisme van officiëele zijde werd erkend.
Lang vóór die officiëele erkenning verschenen onder meerdere, twee zeer belangrijke werken op dit gebied, namelijk een ‘Cours théorique et pratique de Braidisme ou Hypnotisme nerveuse’ (1860) van de hand van Durand de Gros (onder het pseudonyme van Dr. J.P. Philips), en een werk van Dr. A.A. Liébeault, getiteld ‘Du Sommeil et des états analogues, etc.’ (1866).
De eerste dezer schrijvers bracht vóór 34 jaren de denkbeelden en proefnemingen van Braid over op franschen bodem. Hij schreef in 1855 een ander der studie overwaardig boek: ‘Electro-dynamisme vital ou les relations physiologiques de l'esprit et de la matière,’ waarvan zijn ‘Cours de Braidisme’ als een werkelijk vervolg en als eene aanvulling mag worden beschouwd.
Volgens Durand de Gros mag men niet aannemen dat het hypnotisme van Braid het mesmérisme zou te niet gedaan hebben; beide toestanden bieden eigenaardige verschillen aan en hebben hun goed recht van bestaan. Hij wil de suggestie beschouwd zien als een boven-bouw, die noodzakelijk genoemde
[p. 395]toestanden als grondvesten behoeft en zonder deze zich niet kan staande houden.
Dr. A.A. Liébeault mag men als den evenknie beschouwen van Braid. Practisch geneesheer gelijk deze, goed opmerker en bedeeld met een zeldzame volharding en taai geduld, zoo begroet ik in hem den grondlegger der Suggestionistische School in Frankrijk.
Sedert Juli 1886 verschijnt in Frankrijk - dat zoo veel, zoo niet het meest, bijdroeg tot de wetenschappelijke ontwikkeling van het hypnotisme - een maandschrift ‘Revue de l'Hypnotisme’, op welks titelblad als medewerkers de namen vermeld staan van tal van hoogleeraren en doctoren (zoo uit Frankrijk als uit den vreemde).
Onder de medewerkers zijn geneesheeren, maar ook philosophen en rechtsgeleerden; zij vertegenwoordigen tevens verschillende richtingen; want ook in het hypnotisme zijn de meeningen uiteenloopend.
Dat brengt mij tot de vermelding van de geschilpunten, die er bestaan tusschen de twee hoofdrichtingen, tusschen de school van Parijs en die van Nancy.
Welke dier richtingen men ook moge toegedaan zijn, zoo zal men nimmer kunnen ontveinzen dat het hoofd der Parijzer school door zijne schoone onderzoekingen de wetenschappelijke wereld heeft overtuigd van het bestaan en van de werkelijkheid der hypnotische verschijnselen.
J.M. Charcot, membre de l'Institut et professeur de clinique des maladies du système nerveux à la Salpétrière, bestudeerde het hypnotisme bij uitsluiting op duidelijk hysterische personen. Volgens hem vertoonen deze de kenmerken van het hypnotisme in hunnen meest volmaakten en scherpst uitgedrukten vorm en op zoodanige wijze, dat alle twijfel aan de echtheid van dien eigenaardigen toestand van het zenuwleven onmogelijk is.
Een aantal punten van overeenkomst in het verschijnselenbeeld van uitgedrukte hystérie en dat van op hysterischen bodem verwekte hypnotisme, noopten hem den laatsten toestand te beschouwen als een kunstmatig zenuwlijden.
[p. 396]
Charcot onderscheidt drie hoofdtoestanden in het volledig verschijnselen-beeld van het hypnotisme bij hystéricae, waaraan hij den naam heeft gegeven van grand-hypnotisme:
1. de Catalepsie,
2. de Lethargie en
3. het Somnambulisme.
Hij erkent evenwel gaarne dat in verreweg het meerendeel der gevallen dit beeld onvolledig of verbasterd is. Vele aanhangers van Charcot, onder anderen Dumontpallier, hebben nogthans sedert lang aangetoond, dat het aantal van die toestanden - door het aanwenden van verschillende handgrepen van de zijde van den opérateur - zich laat uitbreiden tot een onbegrensd getal van tusschen- en overgangsvormen, waardoor het kenschetsende van Charcot's nosographie verloren gaat en te kunstmatig blijkt te zijn.
De Parijzer school hecht niet die overwegende beteekenis aan de suggestie, bij de behandeling van zenuwlijders; handhaaft het goed recht der metallothérapie, van het drukken op hystérogene punten en schrijft aan een geregeld herhaald inleiden van den hypnotischen slaap ook zonder toepassing der suggestie de vermindering toe in aantal en hevigheid van vele hysterische verschijnselen.
Charcot en zijne school achten de aanwending van den hypnotischen slaap alleen gewettigd in ziekte-toestanden met hysterischen grondslag.
‘Il est médicalement interdit,’ durft Gilles de la Tourette 1) schrijven, ‘sous peine de voir se développer une foule d'accidents beaucoup plus graves que ceux qu'on entreprenait de guérir, d'hypnotiser les sujets ne présentant pas les symptomes d'hystérie confirmée.’
Genoemde schrijver valt echter in zijn eigen zwaard, daar hij een oordeel velt op gezag van anderen, zooals blijkt uit deze toevoeging: ‘Cette proposition, que nous tirons de la pratique de notre maitre M. le professeur Charcot, pourra sembler tout au moins exagérée à ceux qui ne connaissent
1) L'Hypnotisme et les Etats analogues etc. 1887.
[p. 397]de l'hypnotisme que ce qu'ils en ont pu lire dans des livres plus ou moins médicaux; qui n'ont jamais expérimenté euxmêmes, ou qui, ayant expérimenté et ne possédant antérieurement aucune connaissance médicale, ne sont pas après à discerner pathologiquement le bien du mal.’
De school van Nancy, op wier vaandel met gulden letters het woord ‘Suggestie’ geschreven staat, is meeningen toegedaan, die scherp afsteken bij de opvattingen en overtuiging van Charcot en zijne volgelingen.
Volgens Liébeault, den stichter der suggestionistische school, en zijne leerlingen, mag de hypnotische toestand niet worden beschouwd als een kunstmatig verwekt zenuwlijden; de hypnose is eene zuster van den natuurlijken slaap; men kan haar voortbrengen bij het groote meerendeel van alle individuen; tal van ziekte-toestanden van zeer onderscheiden aard - onverschillig of zij op hystérischen of niet-hystérischen bodem staan - kunnen door dien kunstmatigen slaap, hetzij met of zonder medehulp van de suggestie, verbeterd of genezen worden.
De Parijzenaars hebben aanvankelijk de schouders opgehaald over de waarnemingen en de uitkomsten verricht en verkregen door de onderzoekers van Nancy; zij hebben den te Nancy ingeleiden slaap betiteld met den naam petit-hypnotisme en zijn blijven vasthouden aan de drie zoogenaamd classieke phasen: somnambulisme, catalepsie en lethargie.
Doch in den laatsten tijd, maar vooral sedert de verschijning van het boek van Dr. Bernheim, den hoogleeraar in de medische kliniek aan de faculteit van Nancy, getiteld ‘De la Suggestion et de ses applications à la thérapeutique‘, beginnen de meeningen van de Suggestionisten meer veld te winnen.
Bernheim verzekert, dat hij langs den gewonen weg nimmer de drie hoofdphasen van Charcat bij een zelfde persoon heeft kunnen verkrijgen. Volgens dezen onderzoeker zouden de verschillende - elk dier perioden kenschetsende - verschijnselen geboren worden door wat hij genoemd heeft ‘l'éducation expérimentale de chaque malade’.
[p. 398]
De waarnemingen van ziektegevallen opgenomen in de Revue de l'hypnotisme, zijn even zoo vele teekenen dat in den wetenschappelijken strijd der beide scholen de zege meer dan waarschijnlijk aan de zijde der Lotharingers zal zijn.
II.
LIÉBEAULTEN DE SUGGESTIONISTISCHE SCHOOL.
Het was in 1848, dat de toen 25-jarige A.A. Liébeault, student in de geneeskunde te Straatsburg voor het eerst kennis maakte met het dierlijk magnétismus.
Een zijner vrienden had aan een boekenstalletje een werk gekocht over dit onderwerp en aan Liébeault uitgeleend. Deze wiens nieuwsgierigheid gaande gemaakt was door een voorafgegaan gesprek met een zijner professoren, die den staf had gebroken over het mesmérisme, verslond letterlijk het boek en kon zich niet weêrhouden ook eens eenige proefnemingen te wagen.
Toevallig gelukten deze zoo goed, dat hij van vijf personen er vier in somnambulen toestand bracht.
Hij nam zich dan ook stellig voor om deze zoo ongewone verschijnselen nader te bestudeeren.
Eerst 12 jaren later evenwel was het hem mogelijk dit plan te volvoeren.
Hij had na eene eervolle promotie de Straatsburger faculteit verlaten en zich als genees-, heel- en verloskundige neêrgezet te Pont Saint-Vincent een welvarend vlek in het Departement Meurthe et Moselle.
Daar viel hem het voorrecht te beurt een uitgebreide maar tevens zeer winstgevende praktijk te krijgen, zóodat hij, zonder eenig fortuin begonnen, in 1860 genoeg had kunnen op zijde leggen om zich onafhankelijk te gevoelen. Van toen af legde hij zich met ernst toe op de studie van het magnétisme en onderwierp aan deze wijze van behandelen
[p. 399]die patienten die er zich wel toe wilden leenen. Hij deed namelijk aan de zieken, die zijne hulp inriepen dezen voorslag: ‘indien gij wilt dat ik u op de ouderwetsche manier met geneesmiddelen behandel zoo ben ik tot uw dienst en ik eisch van u de gewone geldelijke belooning; maar zoo gij mij toestaat u te helpen door den kunstmatigen slaap dan verlang ik geen betaling en gij zult er niet te minder spoedig om genezen.’
Vier jaren lang ging L. voort op deze wijze de praktijk uit te oefenen op het platte land; des zomers steeg hij reeds 's morgens half 3 te paard om bezoeken in den omtrek af te leggen; hij wist te woekeren met zijn tijd, besteedde den ganschen dag aan het steeds aangroeiend getal patienten en begaf zich 's avonds 9 ure te bed.
Hij had in dien tijd zooveel ervaring opgedaan, zooveel bouwstoffen bijeengebracht voor zijne nieuwe wetenschap dat hij eindelijk zijn ongeduld niet langer kon bedwingen, de plattelands-praktijk vaarwel zegde en zich terugtrok te Nancy (Maart 1864) met het voornemen om zich nu uitsluitend te wijden aan de studie der psychologie.
De nu volgende twee jaren besteedde Liébeault aan het verzamelen en rangschikken zijner aanteekeningen en aan het schrijven van zijn eerste werk: ‘Du sommeil et des états analogues etc.’ waarmede hij hoopte de medische wereld te overtuigen van de hooge waarde eener toepassing van den kunstmatigen slaap op zieken.
Na het volbrengen van deze taak was het den onvermoeiden, met hartstocht voor zijn lievelingsstudie bezielden man, niet mogelijk om werkeloos te blijven; het duurde dan ook niet lang of hij opende de deuren zijner nederige - in een stille buitenwijk der stad gelegen - woning voor die zieken die niet angstig waren hun lichaam toe te vertrouwen aan een gek!
Als zoodanig toch werd hij beschouwd.
Was het dan ook niet het werk van een krankzinnige eene goede, zelfs zeer winstgevende praktijk te verlaten en dat om een boek te schrijven vol onzin en ongerijmdheid en,
[p. 400]om de maat vol te meten, zich te gaan wijden aan de verpleging van behoeftige, deels ongeneeslijke, deels ingebeelde zieken door middel van een niet minder ingebeelden kunst?!
De wereld liet Liébeault links liggen; zij zweeg hem dood èn zijn boek. Men verachte en bespuwde den onnoozelen hals, dien men toch geen kwakzalver kon noemen, want de man was de verpersoonlijkte onbaatzuchtigheid.
Dag aan dag van 's morgens 7 uur tot klokke 12 stroomden hem de zieken toe, en dagelijks mocht hij belangrijke genezingen doen, somtijds als 't ware wonderen verrichten.
Zoo hij de elegante of geletterde wereld niet tot zijne zieken mocht rekenen, zoo zelfs de burgerij den neus optrok voor den magnétiseur, toch ontbrak het den door zijne gelijken miskenden, door meest allen geschuwden ijveraar niet aan oprecht dankbare en getrouwe patienten.
‘Le bon père Liébeault’, zooals zij hem gaarne noemden, nam geen geld aan, maar legde zijne herstelde zieken als eenige schuldkwijting op, om hun vorigen geneesheer op te zoeken en dezen te vertellen dat zij aan hem, Liébeault, hun genezing te danken hadden.
Het meerendeel vergenoegde zich met genezen te zijn en voldeed niet aan dat verzoek, en die weinigen, die het deden ontvingen gemeenlijk van hun dokters het bescheid: ‘gij zoudt ook zonder dat genezen zijn’ of ‘gij zult zien dat de kwaal terugkomt’, ‘gij sterft toch aan die ziekte’, ‘het dierlijk magnetisme is een samenraapsel van onzin.’
Gedurende de noodlottige maanden van den Fransch-Duitschen oorlog, toen Nancy zich in handen bevond van den vijand, zag Liébeault zich genoodzaakt zijne kliniek te sluiten. Hij verdeelde nu zijn tijd tusschen zijne gekwetsten en de studeertafel. Men had namelijk den ijverigen man de leiding opgedragen over eene afdeeling gekwetste duitsche militairen, tijdelijk onder dak gebracht in de lokalen van het Groot-Seminarium.
Met hart en ziel besteedde hij het grootste deel van den dag aan de verpleging van de aan zijne zorgen toevertrouwde zieken en gewonden en gebruikte de overblijvende uren tot
[p. 401]het schrijven van een tweede werk: ‘Ebauche de Psychiologie’ dat in 1873 het licht zag.
Na het sluiten van den vrede, hervatte L. zijne séances en het was tijdens een dier zittingen dat hij het bezoek ontving van een oud academie-vriend, dr. Lorrain uit Straatsburg. Deze, uiterst verbaasd over hetgeen hij hier zag verrichten, bracht een volgenden dag een zijner vrienden mede, die zeer tegen zijn zin kwam - beducht als hij was zich in opspraak te brengen - zoo sterk was het vooroordeel tegen Liébeault.
De medegebrachte vriend, de heer Dumont, bekleedde de betrekking van ‘Chef des travaux physiques’ bij de medische faculteit te Nancy. Hoe bevooroordeeld ook aanvankelijk, toch gevoelde hij zich spoedig zoo aangetrokken door het belangwekkende, zoo overtuigd van de waarachtigheid der waargenomen verschijnselen, dat hij meermalen zijn bezoek hervatte en weldra met een ijver bezield werd, dien hij met moeite een jaar lang wist in te toomen.
Dumont, die in zeer vriendschappelijke verhouding stond tot dr. Sizaret, den geneesheer van het nabij Nancy gelegen krankzinnigengesticht te Maréville, vond daar eene zeer geschikte gelegenheid om zijne opgedane ervaringen te toetsen aan het groot aantal hysterische lijders aan dat asylum.
Hier gaf hij nu, met Sizaret's medewerking, geregelde séances d'hypnotisme, waarvan alras zoo'n roep ging, dat gansch Nancy er heen liep; hij genas tal van ziekte-toestanden, waaronder een geval van contractuur van het rechterbeen, dat reeds 3 jaren had bestaan, en een van vallende ziekte bij eene hysterica, die 4 tot 6 aanvallen daags had.
Korten tijd te voren ontving dr. Liébeault op een zijner séances het bezoek van een andere nieuwsgierige, een bezoek dat hij als een groote gebeurtenis mocht opvatten. Het was aan Liébeault gelukt, eene vrouw te genezen van eenzijdige Ischias met atrophie aan de gansche extremiteit, na eene geregelde behandeling van zes maanden.
De aandoening had zes jaren bestaan; de lijderes had vele doctoren geraadpleegd en was het laatst, doch zonder baat,
[p. 402]behandeld geworden door dr. Bernheim, hoogleeraar in de inwendige ziekte-kunde en leider van de geneeskundige kliniek bij de faculteit van Nancy. Naar ouder gewoonte had L. zijne herstelde zieke opgedragen zich aan haar vorigen geneesheer te vertoonen en dezen mede te deelen dat zij haar genezing aan het Hypnotisme te danken had.
Dit feit nu en de geruchtmakende verrichtingen van den heer Dumont hadden professor Bernheim er toe gebracht alle vooringenomenheid op zijde te leggen en een bezoek te brengen aan ‘père Liébeault’ (1882.)
Ongeloovig, vol twijfelzucht, was de hoogleeraar tegenwoordig bij die eerste séance. De handelingen van den hypnotiseur droegen zulk een stempel van vreemdheid, van onnoozelheid, dat het hem moeite kostte een medelijdenden glimlach te onderdrukken.
Het medelijden week echter weldra, de twijfelzucht en het ongeloof ruimden plaats voor groote belangstelling en diepe bewondering; de bezoeken werden herhaald en de tot nu toe verachte en miskende geneesheer vond in den vertegenwoordiger der officieele wetenschap een welmeenend vriend en waarachtig bewonderaar.
Na nog langen tijd geaarzeld te hebben, besloot Bernheim eindelijk ook zelf het hypnotisme aan lijders te beproeven; hij slaagde volkomen en verkreeg gunstige uitkomsten. Overtuigd van het groot belang eener richtige toepassing van hypnose en suggestie in de geneeskundige praktijk en nu genoegzaam bedreven in de behandeling dezer tot nog toe zoo vreemde geneeswijze, was het den hoogleeraar niet lang mogelijk aan de verzoeking weerstand te bieden om het hypnotisme openlijk toe te passen in zijne kliniek.
Weldra schaarden twee andere geleerden, J. Liégeois en H. Beaunis, zich onder de vrienden van Liébeault; zij deelden zijne inzichten en opvattingen in zake hypnotisme en namen een werkzaam aandeel in de beweging op dat gebied.
De eerste is hoogleeraar in de rechten, de tweede hoogleeraar in de physiologie te Nancy.
Gedurende een 2-tal jaren, 1882-84, hadden de genoemde
[p. 403]heeren veel te verduren van de publieke opinie en diende hun streven niet weinig tot mikpunt voor den spotlust van het zoogenaamd ontwikkeld publiek. De pijlen der spotters gleden echter af op het harnas der waarheid en de spotzucht verstomde, toen achtereenvolgens deze mannen de uitkomsten van hun onderzoek het licht deden zien door de uitgave van een 3-tal werken.
Bernheim schreef zijn boek ‘De la Suggestion et de ses applications à la thérapeutique’, waarvan het 1e gedeelte in 1884 en het 2e in 1886 verscheen, van uit een klinisch gezichtspunt. Scherpzinnig en uitmuntend geneesheer, beschikkende over alle hulpmiddelen tot het stellen eener nauwkeurige diagnose en allezins ervaren in de toepassing dier hulpmiddelen, zoo was het den Nancy'schen hoogleeraar gegeven een werkelijk practisch boek te schrijven. Bernheims's boek is een uitmuntende leiddraad voor ieder geneeskundige die neiging gevoelt tot studie en toepassing van de hypnotische Suggestie in zijne praktijk.
In April en Mei 1884 werden een reeks van zittingen van de ‘Académie des Sciences morales et politiques’ te Parijs in beslag genomen, door de voorlezing eener in datzelfde jaar door A. Picard uitgegeven brochure van Jules Liégeois.
Op juridiek terrein werd dus, door dezen verdienstelijken rechtsgeleerde de brandende lont in het kruit geworpen. Zijne studie: ‘De la Suggestion hypnotique dans ses rapports avec le droit civil et le droit criminel’ maakte een buiten-gewonen indruk op de gemoederen van de leden der Académie, doch niet minder op het groote publiek daar buiten en gaf aanleiding tot levendig debat.
Liégeois opent de oogen van de regeering en dwingt ze haar aandacht te schenken aan dit zoo gewichtig en in hare gevolgen zoo ver strekkend onderwerp.
Van de hand van Dr. H. Beaunis verscheen eindelijk in 1886 een boekdeeltje, getiteld: ‘Le Somnambulisme provoqué’ (Etudes physiologiques et phychologiques), waarvan de bestudeering ten zeerste de moeite loont. Het bijna wonderbaarlijk
[p. 404]karakter der Somnambule-verschijnselen, meent de physioloog van Nancy, mag den ernstigen geleerde van haar studie niet weêrhouden, maar moet hun veeleer aansporen om haar verklaring te zoeken.
De wetenschap koestert noch vrees, noch eerbied voor het wonderbare; dit lokt haar daarentegen aan, het geheimzinnige prikkelt haar tot nadenken, tot onderzoeken. Zij gelijkt niet den profaan die behagen schept in het duistere, in het onbestemde van de zaak, maar zij streeft er na de nevelen te verbreken en overal licht te ontsteken.
Het kunstmatig Somnambulisme verdient ook vooral daarom ernstig bestudeerd te worden, omdat in die zonderlinge en schijnbaar niet voor uitleg vatbare verschijnselen, de kiem verscholen ligt van eene vèr strekkende omwenteling in de physiologie en de psychologie.
‘L'hypnotisme fournit aux philosophes, ce qui leur manquait jusqu'ici, un procédé d'analyse des phénomènes de conscience, et une véritable méthode de psychologie expérimentale.’

Zal ooit de toepassing der hypnotische Suggestie in de gewone praktijk uitvoerbaar zijn? vraagt men wellicht.
Braid was van meening dat er niet aan te denken zou zijn het hypnotisme in de algemeene praktijk toe te passen, tenzij den arts geschikte assistenten ten dienste stonden die hem het tijdroovende van het verwekken en onderhouden van den kunstmatigen slaap bespaarden.
Laat mij hierop onmiddellijk antwoorden dat Liébeault dit bezwaar op de meest volkomen wijze heeft uit den weg geruimd.
Aanvankelijk bezigde hij de methode van Dupotet, in hoofdzaak bestaande in het doen van ‘passes’ doch verliet deze als te tijdroovend; de handelwijze van Braid - het laten fixeeren van een glinsterend voorwerp met sterk naar boven geconvergeerde oogassen - bleek hem minder zeker in hare uitkomsten, maar ook veel minder onschuldig in hare gevolgen. Door het vermoeiende pseudo-strabismus van de oogballen, gepaard aan het langdurig staren op een blinkend
[p. 405]voorwerp, zag hij somwijlen hevige stuipen ontstaan.
Zoo hij enkele malen - wanneer de te behandelen persoon voor zijne gewone wijze van in slaap brengen ongevoelig blijkt te zijn - nog zijn toevlucht neemt tot Braid's methode, dan past hij deze zeer gewijzigd toe, en volgt daarom den raad van Durand de Gros. Het te fixeeren voorwerp schittert niet en de patient houdt het in zittende positie zelf vast en wel ter hoogte van de knieën.
Men vermijd hierdoor het onstaan van het scheelzien en de overprikkeling van het netvlies.
Onvoldaan over de genoemde methodes, zocht en vond Liébeault een middenweg. Hij liet zich nog door den patient in de oogen zien, gedurende een tot twee minuten, maar sprak hem te gelijk op zachten en overredenden toon toe: dat hij zou gaan slapen, dat hij sliep; sloot de lijder zijne oogen niet dan drukte hij weldra zacht en geleidelijk het bovenste ooglid neder, steeds met zachte stem en herhaaldelijk de voornaamste kenteekenen van den slaap opsommende.
Door deze veelvoudige, eenzelfde doel beoogende Suggestie, nestelde zich het denkbeeld van slapen meer en meer in het brein van patient en eindigde met er wortel te vatten.
Sedert deze groote verbetering in de wijze om de hypnose in te leiden, door Liébeault tot stand gebracht was, sliepen zijne zieken kalm in en veel spoediger. Hoogstzelden trof hij personen aan, die bij eene eerste séance nog verschijnselen van onrust, van dyspnoe enz. vertoonden; de hypnose werd in een ommezien verkregen en de lijder ondervond hetzelfde gemak, genoot dezelfde rust, als in zijn natuurlijken slaap.
Een gewichtige, niet gering te schatten factor bij het verwekken - voor de eerste maal - van den slaap door Suggestie, is het zoogenaamde ‘entraînement’, berustende op de ons aangeboren zucht tot navolging en nabootsing.
In Liébeault's patientenkamer, vindt men een groot aantal eenvoudige doch zeer gemakkelijke stoelen, waarop zij die hunne beurt van behandeling afwachten, gezeten zijn. Vooral
[p. 406]op drukke dagen, bij grooten toevloed van zieken, is het geen zeldzaamheid dat de jongstaangekomene een, ja twee uren wachten moet, alvorens geholpen te worden. Liébeault's séances zijn quasi-publiek.
De opérateur houdt zich 10 minuten, hoogstens een kwartier bezig met den patiënt, die in een gemakkelijken armstoel naast hem gezeten is en doet de noodige suggesties in tegenwoordigheid van het publiek. Dit nu bestaat natuurlijk nagenoeg zonder uitzondering uit zieken en hunne begeleiders.
Het zien slapen en de eentoonigheid van het hooren doen der suggesties is eene zoo uitmuntende voorbereiding dat niet zelden de nieuweling die aan de beurt komt, de oogen sluit en inslaapt zoodra hij plaats heeft genomen op de fauteuil, voor dat de opérateur nog tijd heeft gehad iets te doen of te zeggen.
Er bestaan natuurlijk uitzonderingen. Niet ieder wil behandeld worden in tegenwoordigheid van anderen. Enkele personen slapen niet dan in de meest volkomen afzondering en stilte. Voor deze zijn de ‘Séances particulières.’
Kan iedereen in hypnotischen slaap worden gebracht? Het antwoord luidt volmondig ja, tenminste met zeer zeldzame uitzonderingen, en ik geloof zelfs dat wanneer men in elk bizonder geval, alle gunstige voorwaarden kon zamenbrengen het een geschikt hypnotiseur gelukken zou iedereen in slaap te maken.
De hypnotische slaap is toch alleen daardoor verscheiden van den natuurlijken slaap, dat de in hypnose verkeerende met het denkbeeld insliep door den hypnotiseur in dien toestand gebracht te zijn: aanraking en toespreking van dezen stoort daarom in geenendeele eerstgenoemde; de gehypnotiseerde is - wat men noemt - in verbinding met den hypnotiseur.
Even als zulks het geval is met den natuurlijken slaap, zoo merkt men ook in den hypnotischen slaap tal van schakeeringen.
Niet ieder ondervindt den invloed even sterk. Vele omstandigheden wijzigen dezen. Intusschen kan men veilig aannemen
[p. 407]dat van de honderd personen 92 gemakkelijk in hypnose kunnen worden gebracht.
Volgens eene statistische opgave betreffende de personen die zich in den loop van een gansch jaar (Aug. 1884-Juli 1885) aan Liébeault's behandeling onderwierpen, en wier getal 753 beliep, bleken te komen in:
1.
Somnambulisme
141
2.
Zeer diepen slaap
62
3.
Diepen slaap
271
4.
Lichten slaap
143
5.
Slaperigheid
76
terwijl
6.
Niet onder den invloed
60
kwamen.
Naar gelang van de meerdere of mindere volledigheid van den slaap, is ook de invloed af te meten die den hypnotiseur heeft op zijn sujet; doch ook in den minsten graad van slaap bestaat eene meerdere mate van vatbaarheid voor suggestie dan in den wakenden toestand.
Zelfs dan wanneer een patient onvatbaar schijnt voor hypnose, zelfs dan is het mogelijk door suggestie therapeutisch effect te verkrijgen.
Bij mijn bezoek te Nancy, zag ik Liébeault dagelijks eene dame behandelen die niet geïnfluenceerd scheen te worden, dat is: die niet sliep. Zij nam op den stoel plaats, werd gedurende ongeveer 10 minuten gefixeerd door den operateur, terwijl deze haar de suggestie deed en desniettemin was het resulaat zeer bevredigend.
Genoemde patiente had langen tijd geleden aan overmatige bloedingen, was onder behandeling geweest van meerdere geneesheeren, waaronder ook een specialiteit in gynaekologie.
Er bestond geen organisch gebrek, maar alle, zoo plaatselijke als algemeene behandeling, bleef zonder resultaat en de lijderes was een toonbeeld geworden van bloedarmoede.
Uitermate verzwakt en gefolterd door een reeks van aan den toestand van anemie eigene zenuwverschijnselen, nam zij haar toevlucht tot Liébeault.
[p. 408]
Reeds na acht dagen was de bloeding gestild; de menstruatie werd langzamerhand tot de norma teruggebracht en alle nevenverschijnselen weken.
Ik zag eene volmaakt gezonde vrouw met een bloeiend uiterlijk. Niettegenstaande zij reeds lang hersteld was, kwam zij nog dagelijks terug.
Nooit had Liébeault haar zelfs in somnolentie kunnen brengen.

De indruk dien ik heb gekregen van mijn bezoek aan de kliniek zoo van Liébeault als van Bernheim, dien welken ik ontving door de studie der reeds zoo uitgebreide litteratuur over dit onderwerp en eindelijk mijne eigene, hoewel nog jonge ervaring wettigen mij het navolgend oordeel uit te spreken.
Het Hypnotismus gerugsteund door de Suggestie is door Braid het eerst als wetenschappelijk hulpmiddel bij de behandeling van zieken erkend en toegepast. Aan Liébeault komt de verdienste toe deze wijze van behandeling veel verbeterd en voor de praktijk volkomen bruikbaar gemaakt te hebben.

Goes, 24 Juli 1887.